„Schnauze ohne Herz“

■ betr.: „41 Sekunden ,angemotzt‘“, taz vom 24. 4. 97

Jens Rübsams Bericht über die Vertreibung der Verkäuferinnen und Verkäufer von Obdachlosenmagazinen in der BVG bestätigt einmal wieder das berüchtigte „Schnauze ohne Herz“-Image der „Fairpreis“-Öffentlichen.

Während der S-Presso-Verkauf von klebrigem Zuckerzeug als die „Innovation“ in Richtung Dienstleistungsbetrieb gefeiert wird, werfen auf „Berliner Art“ knurrende

Busfahrer jeden aus dem Bus, der einen Rest Döner nicht wegwerfen will. (In Zeitungspapier einwickeln nützt nichts). Dafür wird den sich wahrlich asozial verhaltenden Menschen, die auf U-Bahnsteigen und -treppen rauchen, vom BVG- Personal auch noch Feuer gegeben. Auf sich selbst helfende und den Fahrgästen wirklich etwas Nützliches anbietende Obdachlose wird dagegen Jagd gemacht.

Vor allem die von der BVG gelieferte Begründung bringt das Faß zum Überlaufen. Weil die BVG „nicht für das verantwortlich ist, was in der Gesellschaft nicht klappt“, fühlt sie sich legitimiert, das zu sabotieren, was immerhin zu klappen scheint, daß sich nämlich Menschen, die „versackt“ waren, durch gesellschaftlich sinnvolle Tätigkeit mit dem Schopf aus dem Sumpf ziehen und dabei ein Stück Menschenwürde zurückerobern. Hans-Hermann Hirschelmann

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