■ Querspalte
: Bier und Brauen

Die Deutschen trinken weniger Alkohol – auch die Promis. So wollte jüngst Claudia Schiffer im Weinland Chile „absolut keinen Alkohol trinken“. Selbst Harald Juhnke hat nun kühn „Milch statt Promille“ versprochen. Für Michael Dietzsch, den Präsidenten des Deutschen Brauerbundes, zeichnet sich ein beunruhigender Trend ab: In den letzten fünf Jahren hätten in Deutschland 122 Brauereien dichtmachen müssen; um vier Liter sei der Pro-Kopf-Verbrauch an Bier in nur einem Jahr zurückgegangen. Liebe/r Leser/in, Sie haben somit im vergangenen Jahr nur die paar Tropfen von 131,7 Liter Bier getrunken. Obacht, Bierstandort!

Ein Skeptiker mag nun behaupten, Milch sei nicht immer gleich Milch (Liebfrauen- etc.), Juhnke aber nun mal Juhnke. Alkohol lasse sich im übrigen problemlos intravenös injizieren, was im Falle der kaum noch gebuchten Claudia Schiffer vielleicht sogar eine Karriere retten könnte. Spitzenmodels sehen nämlich aus wie „magersüchtige Drogenabhängige“, sagt der Chef der weltweit erfolgreichsten Modelagentur, John Casablancas, im Spiegel. Auf der anderen Seite kann der schwindende Bierkonsum auch im Kontext steigender juveniler Kifferzahlen stehen. Bier macht müde, ist legal und spitzbauchfördernd, also langweilig. Haschisch dagegen soll schlank, rank und lustig machen.

Für Brauer-Präse Dietzsch ist der Schuldige längst ausgemacht: die Diskussion um den Alkoholmißbrauch! 2,5 Millionen Alkoholkranke und ein Schaden von 50 Milliarden Mark im Jahr werden manche sicher beeindruckt haben! Andererseits, was sind schon 50 Milliarden angesichts hoher Arbeitslosigkeit, Sozialabbaus und fehlender Finanzen? Ein lumpiges Haushaltsloch von vielen, wie wir wissen. Wäre der Bundeshaushalt ein Schweizer Käse, so könnte man gewiß nur die Löcher sehen. Und gewaltige Brauen. Was die Assoziation mit Bier zu tun hat? Waigel, Brauen, Weißbier, Schulden, CSU, Promille... keine Ahnung! Aber es schmeckt vielen nicht mehr so gut. Philippe André