Läßt Bonn verfolgten Autor Sarkuhi im Stich?

■ Widersprüchliche Meldungen aus dem Auswärtigen Amt: Sprecher will Absage der Hilfe für den iranischen Autor so nicht gesagt haben. Frau des Verfolgten empört

Bonn/Berlin (taz) – Gibt die Bundesregierung nach dem Scheitern des „kritischen Dialogs“ mit dem Iran jetzt gegenüber Teheran jeden Versuch auf, sich dort für die Einhaltung der Menschenrechte stark zu machen? Diese Schlußfolgerung legt eine Meldung der Nachrichtenagentur Reuter nahe.

„Die Bundesregierung kann sich nach Angaben des Auswärtigen Amtes nicht mehr für den iranischen Journalisten Faradsch Sarkuhi einsetzen“, hieß es am Mittwoch in der entsprechenden Nachricht. Die angesehene Nachrichtenagentur zitierte einen Sprecher des Auswärtigen Amtes (AA) mit der Äußerung, mit dem Ende des „kritischen Dialogs“ könne sich die Bundesregierung auch nicht mehr für die Einhaltung der Menschenrechte im Iran verwenden.

Als „verkürzt“ bezeichnete AA-Sprecher Martin Erdmann diese Meldung gegenüber der taz. Ausgangspunkt seines Gesprächs mit dem Reuter-Journalisten sei der „kritische Dialog“ gewesen: „Wir setzen uns aber weiterhin für Faradsch Sarkuhi ein, auch unterhalb der Ebene des ,kritischen Dialogs‘, nämlich im Rahmen unserer diplomatischen Beziehungen.“ Allerdings sei das Gespräch mit dem Iran durch die Suspendierung des „kritischen Dialogs“ nicht einfacher geworden. „Die Erörterung von Menschenrechtsfragen ist derzeit schwierig, zumal der Iran auf die Feststellung Wert legt, daß Sarkuhi iranischer Staatsbürger ist.“ Deshalb sei die Angelegenheit eine inneriranische. „Darauf weist der Iran immer hin.“

Erschrocken und empört hat Sarkuhis Ehefrau Farideh Sebarschad, die in Berlin lebt, auf die Äußerungen des Auswärtigen Amtes reagiert. Außenminister Kinkel „gibt der iranischen Führung grünes Licht, mit meinem Mann zu machen, was sie will“, sagte die Frau des Regimekritikers gegenüber der taz. Die Stellungnahme des Auswärtigen Amtes bedeutet für sie „ein offensichtliches Zugeständnis an den Iran“. Farideh Sebarschad betonte, der Fall gehe Deutschland schon deshalb etwas an, weil der Regimekritiker bei dem Versuch verhaftet worden sei, seine in Deutschland lebende Familie zu besuchen. Einer der gegen ihn erhobenen Vorwürfe laute auf Spionage für Deutschland.

Zum bisher letztenmal hat Farideh Sebarschad am 16. April etwas von ihrem Mann gehört. An diesem Tag meldete er sich telefonisch aus dem Gefängnis bei seinem in Teheran lebenden Bruder. Über seine Situation habe er jedoch nicht sprechen können. Bettina Gaus/Thomas Dreger