„So eine Normalität“

■ Erstmals eigener Etat für die KZ-Gedenkstätte und sogar eine Heizung?

Gedenken ist teuer. Heizung und Strom für 13.000 Quadratmeter Ausstellungsräume, dazu 250 Vorträge, Führungen und Filme jährlich – dafür soll die KZ-Gedenkstätte Neuengamme künftig einen eigenen Etat bekommen. Das beschloß Mitte April der Haushaltsausschuß der Bürgerschaft. Wenn das Landesparlament Anfang Juni dem Vorschlag zustimmt, wird die Gedenkstätte nicht mehr vom Museum für Hamburgische Geschichte finanziell abhängig sein. In dessen Haushaltsplan gibt es bisher eine Art Sammeltopf. Wieviel Geld die Gedenkstätte daraus erhält, ist Verhandlungssache.

Weil er mit der museumsinternen Verteilung oft unzufrieden war, fordert Gedenkstättenleiter Dr. Detlef Garbe seit Jahren einen eigenen Etat. „Gerade in Sparzeiten“, meint er, „ist es gut, eigenes Geld zu haben.“Kulturbehörden-Sprecher Ingo Mix zweifelt: „Ich kann mir nicht vorstellen, daß für die Gedenkstätte viel mehr dabei herauskommt.“Tatsächlich hat der Kulturausschuß für das kommende Jahr 283.000 Mark für Neuengamme beantragt – genauso viel wie 1997.

Die Gedenkstätte könnte in diesem und im nächsten Jahr dennoch reicher sein als vorher. Wenn die Bürgerschaft zustimmt, bekommt sie insgesamt 151.000 Mark zusätzlich. Damit sollen nachträglich Umbau, Licht und Heizung der ehemaligen Walther-Werke bezahlt werden. Die werden zwar längst für Ausstellungen genutzt, aber bisher von der Gedenkstätte finanziert. Vor zwei Jahren hatte die Stadt die 12.000 Quadratmeter großen Hallen an Neuengamme überschrieben, anläßlich des 50. Befreiungs-Jahrestags. Vorher gehörten die Räume zu den Werkstätten der Jugend-Vollzugsanstalt (JVA). Die Stadt wollte mit der Übergabe ein Zeichen setzen für den geplanten Abbau des Gefängnisses.

„Das war ja an sich eine gute Sache“, lobt Detlef Garbe. Die Ausstellungsfläche vergrößerte sich von 1000 auf 13.000 Quadratmeter. Doch die Heizung ist an die JVA-Werkstatt gekoppelt, und die ist nur werktags in Betrieb: Abends und am Wochenende herrscht in den Räumen Außentemperatur.

Von einer neuen Heizung würden hauptsächlich GymnasiastInnen profitieren. Sie stellen gemeinsam mit Reisegruppen den Hauptteil der BesucherInnen. „Haupt- und Realschüler kommen immer weniger“, klagt Garbe. Auch PolizistInnen und Soldaten wären kaum noch auf der Gedenkstätte. Bei den meisten Menschen sei „so eine Normalität eingetreten. Zu uns kommen heute Menschen, wie in die anderen Museen auch – Landfrauen und so.“

Dem will Garbe entgegenwirken. Immerhin „ist unsere Ausstellung nicht nur auf GymnasiastInnen ausgerichtet.“Und zumindest finanziell könnte die Abgrenzung von anderen Museen in sechs Wochen geschafft sein. Judith Weber