Mehr Chefposten trotz Schulden

■ Wie aus drei Geschäftsführern der Flughafenholding plötzlich fünf wurden. Die neuen Managerjobs kosten den Staatsbetrieb mindestens 300.000 Mark pro Jahr

Rund eine Milliarde Mark Schulden stehen in den Büchern der Berlin Brandenburg Flughafenholding (BBF). Das hindert die staatseigene Betreibergesellschaft der drei Berliner Flughäfen nicht daran, neue hochdotierte Geschäftsführerposten zu schaffen. Statt drei beschäftigt die BBF seit Anfang April fünf Geschäftsführer.

Die beiden neuen Leitungsstellen schlagen pro Jahr mit mindestens 300.000 Mark zusätzlichen Gehaltskosten zu Buche. „Die BBF verhält sich so, als drucke sie ihr Geld selbst“, kritisiert die bündnisgrüne Abgeordnete Renate Künast den großzügigen Umgang der Holding mit Steuergeldern. Die drei Gesellschafter der Holding, die Länder Berlin und Brandenburg sowie der Bund, müssen für die Verluste der BBF geradestehen. Auch Helmut Bojanowski, der für die Gewerkschaft ÖTV im BBF-Aufsichtsrat sitzt, rügt die „Aufblähung“ der Chefetage: „Drei Geschäftsführer wären genug.“

Zum Jahresende 1996 entließ der Aufsichtsrat die beiden früheren Geschäftsführer Manfred Hölzel und Hans-Henning Romberg. Übrig blieb nur Götz Herberg. Die Funktionen von Hölzel und Romberg wurden dann halbiert und mit jeweils zwei Personen besetzt. Hölzels direkter Nachfolger Ralf Brunhöber, früher ÖTV-Vorsitzender in Bayern, übt nun die Funktion des Arbeitsdirektors bei der BBF aus. Statt Romberg ist der ehemalige Vebacom-Manager Kilian Krieger jetzt für die Finanzen zuständig. Mit den früheren Zuständigkeiten von Hölzel und Romberg für Verkehrsabwicklung und Infrastruktur auf den Flughäfen Tempelhof, Tegel und Schönefeld wurden zusätzlich die neuen Geschäftsführer Lothar Schulz und Hans Döhring betraut. Letztere sitzen nicht direkt in der zentralen Geschäftsführung der BBF, sondern bei den für die einzelnen Airports zuständigen Tochterbetrieben.

Nach Informationen der taz verdient Schulz rund 200.000 Mark pro Jahr und Döhring etwas weniger. Insgesamt bekommen die fünf Geschäftsführer nun rund 1,7 Millionen Mark Gehalt pro Jahr. Götz Herberg allein erhält über 600.000 Mark – mehr als Bundeskanzler Kohl. Andererseits ist die verschuldete Holding nicht einmal in der Lage, ihre Rechnung bei der Stadtreinigung in voller Höhe zu begleichen.

Die Aufstockung der Geschäftsführung kam offenbar als Kompromiß zwischen den widerstreitenden Einflußgruppen innerhalb der Flughafengesellschaft zustande. Justizsenatorin und BBF- Aufsichtsratsvorsitzender Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD) war die Position des ÖTV-Arbeitsdirektors – auch Hölzel kam aus der Gewerkschaft – zu einflußreich geworden. Hölzel hatte sich immer für Sperenberg und gegen Schönefeld als Standort für den Großflughafen eingesetzt sowie die angebliche versuchte Begünstigung des Sohnes der Senatorin bei den Bauplanungen an die Öffentlichkeit gebracht. Als Ausgleich für den beschnittenen Einfluß des neuen ÖTV-Arbeitsdirektors wurde offensichtlich die alte Forderung der ArbeitnehmerInnen berücksichtigt, die Geschäftsführung der Flughafentöchter gegenüber der BBF-Zentrale zu stärken.

Auch Verkehrssenator Jürgen Klemann (CDU) soll sich für die Plazierung der neuen Chefs eingesetzt haben. In der CDU gibt es Tendenzen, besonders den Flughafen Tegel zu stärken, damit er nicht zugunsten von Schönefeld geschlossen wird.

Exgeschäftsführer Manfred Hölzel hat inzwischen einen neuen Job bei der Commerzbank gefunden: Er berät das Institut im Hinblick auf die bevorstehende Privatisierung der Holding und den Bau des neuen Flughafens. Die Commerzbank bereitet sich damit auf die Bewerbung um den mindestens sieben Milliarden Mark teuren Auftrag vor, für den sich auch die Firmengruppen Daimler-Benz/ Dresdner Bank und Hochtief/Siemens/ABB interessieren. Hannes Koch