Das Portrait
: Der Schrifsteller als Handyman

■ Fred Breinersdorfer

Fred Breinersdorfer eilt der Ruf voraus, ein Macher zu sein. „Erfolgsmaschine“ nennen ihn manche Kollegen abschätzig und berichten verstört, Breinersdorfer sei auf Verbandstreffen mit laufendem Laptop aufgetaucht und rasch wieder verschwunden. Jetzt trat er an, um als Vorsitzender des Verbandes deutscher Schriftsteller (VS) die Nachfolge von Erich Loest anzutreten. Pausenlos klingelte während des VS-Kongresses am Wochenende in Chemnitz sein Handy, bis Kollege Felix Huby ihm riet, das verdammte Ding mal abzuschalten. Breinersdorfer ist lernfähig, sagte Huby.

Aber nicht nur das. Mit Breinersdorfer präsidiert dem VS erstmals ein Krimiautor und einer, der hauptsächlich fürs Fernsehen arbeitet. Breinersdorfer, 1946 in Mannheim geboren, studierte Jura und Soziologie, promovierte über „Chancengleichheit“ und eröffnete 1976 zusammen mit seiner Frau eine Anwaltskanzlei in Stuttgart. Seine Berufserfahrungen verwertete er für seine Kriminalromane um den Anwalt Jean Abel, dessen erster 1980 erschien. Die ZDF-Verfilmungen mit Günter Maria Halmer wurden zum Erfolg. Sein Debüt als Drehbuchautor gab Breinersdorfer schon 1984, als er zusammen mit Felix Huby einen frühen Schimanski-Tatort schrieb.

Seit 1994 ist Fred Breinersdorfer „nur“ noch Autor. Seine Anwaltszulassung hat er allerdings behalten; die juristischen Kenntnisse könnten nun dem VS zugute kommen. Breinersdorfer ist ein Kenner von Urheberrechtsfragen. Im VS will er eine „Agentur der Autoren“ einrichten, die den Schriftstellern bei Vertragsabschlüssen hilft. Und er will die Kommunikation mit den Medien verbessern. Sein Machertum wäre ihm in Chemnitz fast zum Verhängnis geworden. Allzu siegesgewiß hatte er schon vor der Wahl 14 Interviews gegeben. Der Vorwurf, er sei „mediengeil“, blieb nicht aus. Und überhaupt gehe es ihm nur um die eigene Karriere. 1994 bei der Bundestagswahl als SPD- Kandidat in Stuttgart gescheitert, könnte er als VS- Vorsitzender tatsächlich bessere Chancen haben, einen aussichtsreichen Listenplatz zu bekommen. Mit Dieter Lattmann hatte der VS ja schon einmal einen SPD- Bundestagsabgeordneten als Vorsitzenden. Es war kulturpolitisch nicht die schlechteste Zeit des VS. Jörg Magenau