Stilbewußte HipHop-Hooligans

■ Das Londoner TripHop-Label Wall of Sound auf Tour

Als vor drei Jahren das britische Label „Wall of Sound“ an den Start ging, war die Empörung unter den Pop-Puristen groß. Doch nicht, daß dort TripHop erschien, erregte Anstoß – das war eine läßliche Sünde zu Zeiten vor dem Drum'n'Bass- Hype. Was den geschichtsbewußten Plattensammlern die Zornesfalten auf die Stirn trieb, war, daß sie ungestraft von Phil Spector den Labelnamen übernehmen konnten. Phil Spector! Teenage-Tycoon der Sechziger! Girlgroup-Produzent und Übervater aller soundorientierten Popmusik! Wall of Sound! und dann TripHop!

Doch die Lage beruhigte sich wieder, und die Compilations fanden ihren Ort in den TripHop- und Neo-Electro-Kästen der Plattenläden. Regelmäßig beglückten die Engländer die Welt mit ihren „Give 'em enough dope“-Compilations und krachigem Instrumental- HipHop.

Der ganz große Durchbruch blieb Wall of Sound jedoch versagt. Vielleicht, weil die Position als TripHop-Label Nummer eins bereits von Mo'Wax besetzt war. Vielleicht aber auch, weil sie irgendwo zwischen Clear Records, dem Neo-Electrolabel mit wirklicher Sophistication, und Hooligans wie den Chemical Brothers nicht richtig wußten wohin.

Mit der neuen Platte der Mekons, nicht zu verwechseln mit der Politfolk-Band, könnte sich das ändern, gelang es ihnen doch, die HipHop-Legende Schooly D. zur Mitarbeit an „Skool's Out“ zu bewegen. Aber sonst, was soll man groß sagen? Guter schlechter britischer Geschmack eben. Tobias Rapp

„Wall of Sound“-Label-Tour, heute, 21 Uhr, Kulturbrauerei, Prenzlauer Berg