Unterm Strich

Österreich ist ein seltsames Land. Burgtheater-Direktoren haben dort eine größere Bedeutung als Bundeskanzler, zumindest lösen sie mehr Aufregung aus. Insofern ist es erstaunlich, daß jetzt schon der Nachfolger von Claus Peymann festzustehen scheint, dessen Chronik eines angekündigten Abschieds aus Wien definitiv 1999 mit dem Wechsel ans Berliner Ensemble enden wird. Der zum Nachfolger erwählte heißt Klaus Bachler, ist 46 Jahre alt und seit 1996 Direktor der Wiener Volksoper. Zuvor war er Intendant der Wiener Festwochen. Seine Theatererfahrungen sammelte er in der Zeit als künstlerischer Betriebsdirektor am Berliner Schiller Theater. Abgesagt hatte zuvor der Hamburger-Schauspielhaus-Intendant Frank Baumbauer, eigentich der Favorit für die Nachfolge. Vorige Woche hatte er sich noch mit dem österreischen Bundeskanzler Klima getroffen, entdeckte dann aber, daß sein Vertrag in Hamburg noch bis ins Jahr 2000 läuft. Und den zu erfüllen habe er im vergangenen Sommer versprochen, dazu stehe er.

Jazzmusik kann eine durchaus luftige Angelegenheit sein. Das zu beweisen hat sich das 26. New-Jazz- Festival in Moers vorgenommen. Höhepunkt des Programms über Pfingsten ist ein Konzert, das von mehreren Heißluftballons aus aufgeführt und übertragen werden soll. „In the Air – on the Air“ nennt Veranstalter Burkhard Hennen das Abheben und Entschweben der Musiker. Es sei die „teuerste und spektakulärste Aktion in der Geschichte des Festivals“. Außerdem vermeldet Hennen einen Generationswechsel. Keiner der auftretenden Musiker sei älter als 27 Jahre. Da behaupte noch einer, Jazz sei Altherrenmusik. Zu den fest gebuchten Formationen gehören das Sun Ra Orchester und James Carter aus den USA sowie Carlinhos Brown aus Brasilien. Für Pfingstsonntag ist eine African Dance Night geplant mit Musikern aus Algerien und dem Senegal. Insgesamt werden in Moers vom 16.-19.Mai 30 Gruppen und 20.000 Besucher erwartet.

Shakespeare läßt sich nicht nur verfilmen, er läßt sich auch tanzen. Nach dem Kino-Boom mit Shakespeare haben nun auch die Hamburger Ballett-Tage (vom 4. bis 18. Mai) den englischen Dramatiker für sich entdeckt. Den Auftakt macht Ballett-Chef John Neumeier mit einer neuen Choreographie von „Hamlet“. Vertanzt werden sodann auch „Romeo und Julia“, „Ein Sommernachtstraum“ und „Was ihr wollt“.

Der mexikanische Kameramann Gabriel Figueroa ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Der Künstler erlag am Sonntag in Mexiko-Stadt den Folgen eines Gehirnschlags. Figueroa hatte sich seit den 30er Jahren in Mexikos aufstrebender Filmindustrie einen Namen gemacht. Er arbeitete auch mit dem dort im Exil lebenden spanischen Regisseur Luis Buñuel zusammen. Mit John Houston drehte er den Welterfolg „Die Nacht des Leguans“.