Drahtlose Verwicklungen

■ Plot aus den 40ern, Ausstattung aus den 90ern: "Tage wie dieser" vermag mit seinen Klischees nicht einmal zu spielen

Im Zentrum der Werbekampagne des deutschen Verleihs von „Tage wie dieser“ steht eine Verlosung. Als erster Preis winken „5 Tage einschl. 6 Übernachtungen auf einer Schönheitsfarm in Norddeutschland“. „That's so 90ies“, sagt Michelle Pfeiffer im zur Schönheitsfarm gehörigen Film und meint nicht die Kampagne, sondern die Unverantwortlichkeit von George Clooney, als der seiner hungrigen Tochter ein TicTac anbietet. Sie hätte aber auch über den von ihr koproduzierten Streifen reden können. Denn alleinerziehende Eltern, Karrieren, die auf dem Spiel stehen, hektische Taxifahrten und im Hintergrund tobende New Yorker Sirenen verorten „Tage wie dieser“ in der Gegenwart. Einerseits.

Andererseits ist dies eine romantische Komödie mit einem Plot, der ebenso altmodisch ist wie die Frisur von Doris Day. Aus „Bettgeflüster“ stammen die telefonischen Verwicklungen, nur hier sind sie drahtlos. Ein Großteil der Probleme, die die Geschichte am laufen halten, entstehen erst dadurch, daß Handys benutzt werden. Auch sonst alles beim alten: Das Traumpaar kann sich nicht ausstehen, als es sich zum erstenmal begegnet, aber so sicher, wie Pfeiffer sich morgens aus dem Bett wühlt und grandios aussieht, wird sie auch dem exzessiv eingesetzten Leuchtturmgrinsen von Clooney zum Opfer fallen. Der gute Kumpel Tony Randall wird hier ersetzt durch die beiden Kinder, die die Eltern unfreiwillig zusammenbringen, nicht ohne allerdings vorher Murmeln in dafür ungeeigneten Körperöffnungen verschwinden zu lassen oder sonst irgend etwas auszuhecken, was Kinder so aushecken, um Paniken auszulösen.

Pfeiffer gibt eine Architektin mit Kontrollwahn, verlassen vom Vater ihres Kindes, ist sie zur Megaglucke geworden. Clooney ist vor allem sehr schön anzusehen, verlassen von der Mutter seines Kindes, neigt er zum Zynismus. „Tage wie dieser“ ist voll mit solchen Klischees. Nun könnte man schreiben, hier wird mit den Klischees gespielt, aber dem ist gar nicht so. Warum auch, die Klischees werden benutzt für das nächste Schmunzeln, denn schlußendlich geht es darum, eineinhalb Stunden darauf hinzuarbeiten, daß man die beiden Menschen liebgewinnt, die sich am Ende in den Armen liegen sollen. Das passiert dann auch, und das ist gut so. In dem Moment, wo Clooney und Pfeiffer auf der Leinwand auftauchen, ist die Sache in Sack und Tüten. Da sich Gegensätze unweigerlich anziehen, braucht es auf dem Weg dahin noch einen Batzen geschliffener Dialoge, die sich die beiden so unterschiedlichen Charaktere an den Kopf werfen können, wobei man natürlich keinen Moment glauben darf, daß sie sich wirklich hassen. Die Formel stammt aus den 40ern, doch die Ausstattung ist aktuell. Der Rest ist ein kunstvoller Hindernislauf voller alltäglicher Katastrophen. Inklusive des wundervollen Schlußbildes: Die beiden Frischverliebten verbringen ihre erste Nacht zusammen auf der Couch, Kopf an Kopf, eingeschlafen und erledigt von einem Tag mit den Kindern. Sex? Was war das noch mal? Wir sehen uns dann auf der Schönheitsfarm. Thomas Winkler

„Tage wie dieser – One Fine Day“. Regie: Michael Hoffman. Mit Michelle Pfeiffer, George Clooney. USA 1996, 105 Min.