Vier Tage sind genug

■ IG-Metall-Chef Klaus Zwickel will „VW-Modell als Regelfall diskutieren“

Wolfsburg (taz) – Die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie sollen, so IG-Metall-Chef Klaus Zwickel, bald nur noch an vier Wochentagen zur Schicht gehen. Die bisher nur beim deutschen VW-Konzern geltende Viertagewoche sei Vorbild künftiger Arbeitszeitmodelle für Großbetriebe im IG-Metall-Bereich. „Es ist an der Zeit, über das VW-Modell als Regelfall zu diskutieren“, so Zwickel gestern in Wolfsburg.

Daß bei VW die Viertagewoche nur mit Hilfe des im Konzern gültigen Haustarifvertrages eingeführt werden konnte, ließ der Gewerkschaftsvorsitzende nicht als Gegenargument gelten. Der Tarifvertrag lege zwar nur die Wochenarbeitszeit fest, so Zwickel zur taz, aber ein Arbeitszeitmodell der Viertagewoche könne anschließend durch Betriebsvereinbarungen festgeschrieben werden. Er verwies in diesen Zusammenhang darauf, daß Mercedes gegenwärtig trotz guter Auftragslage mit dem Abbau von 8.000 Arbeitsplätzen drohe.

Mit dem VW-Modell könnten die Arbeitnehmer an den gigantischen Produktivitätsfortschritten teilhaben. Die 32-Stunden-Woche, geteilt auf vier Arbeitstage, sei allerdings nicht nur ein Modell für die Automobilindustrie, sondern generell eines für Großbetriebe der Metall- und Elektroindustrie. Auch der VW-Gesamtbetriebsrat- Vorsitzende Klaus Volkert nannte es gestern „Firlefanz, daß die Viertagewoche nur im Rahmen eines Haustarifvertrages möglich ist“.

In Wolfsburg wurden gestern die Arbeitnehmervertreter im VW-Aufsichtsrats gewählt. Auch der bisherige stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Zwickel wurde erneut für die IG Metall in dieses Gremium entsandt. In seiner Rede vor den Delegierten der VW-Beschäftigten nannte Zwickel Volkswagen „das beste Beispiel dafür, daß Arbeitszeitverkürzung nie und nimmer eine Gefahr für die Wirtschaft bedeutet“.

Für den IG-Metall-Chef steht fest, daß seine Gewerkschaft eine weitere Reduzierung der Wochenarbeitszeit „nicht ohne Kampf“ durchsetzen müsse. Jürgen Voges