Lichtdusche für alle

■ Dämmriges „UnderGround“bei den „Jungen Hunden“auf Kampnagel

Im Anfang war die Dunkelheit. Und Stille. Dann: ein Schnalzen, hohles Klopfen und das beklemmende Gefühl einer Tropfsteinhöhle. Alles steht, alles ist versteinert. Lange will man sich das nicht eingestehen, sagt eine Männerstimme in das langsame Aufblenden des Scheinwerfers, aber das einzige, was sich bewegt, ist das Herz.

UnderGound, Oliver Schambergers Diplominszenierung über Menschen im Untergrund, beginnt mit einem starken Bild. Was darauf folgt, ist jedoch nicht die angekündigte „theatralische Reise in den Tunnel“, sondern eine Reise in die Dämmerung, vor allem seitens der Zuschauer. Vier Schauspieler sprechen literarische Textfragmente, reihen Jean Genet an Philip Ridley an Georg Büchner. Surrealistische Glücksexkurse werden abgelöst von pragmatischen Binsenweisheiten, amüsanten Wackersteinkonversationen oder unvermittelten Gesangseinlagen. Das ist hübsch, in seiner Beliebigkeit und Unpersönlichkeit auf Dauer jedoch ermüdend.

Überraschend ist allein der großartige Raum – gespielt wird ohne Bühne zwischen nackten Wänden und Maschinen in einer ursprünglich belassenen Halle hinter der k6 – die Inszenierung selbst bleibt recht konventionell. Angefangen bei der Textauswahl über das bisweilen zu heftig gestikulierende Spiel bis hin zu den Figuren. Zwei Männer, zwei Frauen; eine schwarze Nymphe und eine blonde Lichtgestalt. Wenn am Ende auch noch die Apokalypse mit verteilten Rollen heruntergebetet wird, nimmt die Hoffnung auf Erlösung konkrete Form an: eine kräftige Lichtdusche für alle. Christiane Kühl

heute, 21 Uhr, Kampnagel, k6