Ex & Hopp: Medial ausgerollert
■ Roller für Erwachsene sind out / Mensch fährt lieber Faltrad
Ist das nicht beruhigend? Da berichten allealle Medien landauf, landab über einen angeblichen Megatrend – und das Volk spielt nicht mit. Den Menschen geht die Meinungsmacher-Industrie völlig am Gusto vorbei: So doof, daß sich erwachsene Menschen nun tretrollernd durch die Welt bewegen, nur weil sie viele bunte Bildchen der dynamischen Mittdreißigerin und des beschlipsten Bankers auf den neuen hypermodernen Tretrollern für Erwachsene zu sehen bekamen, sind sie nun wirklich nicht. „So ein, zwei von den Dingern haben wir verkaufen können“, heißt es in Bremer Fahrradläden.
Ohnehin ist das Zweiradverkaufen schwierig geworden. Nach dem Boom der letzten Jahre scheint der Markt weitgehend gesättigt zu sein, die Preise purzeln, Radhersteller- und Händler müssen sich schwere Gedanken machen, wie sie weiter auf ihren Schnitt kommen.
Und tatsächlich, es gibt einen neuen Renner. Man fährt wieder Klapprad. Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Damit sind nicht die orange-braunen Minimonster mit der knubbeligen weißen Schraube in der Rahmenmitte gemeint, die noch in den siebziger Jahren gerne mal in den PKW-Kofferraum gewuchtet und in dünner besiedelte Gegenden kutschiert wurden. Für eine kleine Radelei im Grünen. Nein, um sich davon abzusetzen heißt das moderne Klapprad nicht mehr Klapprad, sondern Faltrad. Und es hat auch sonst nur noch wenig mit dem Urmodell gemein. Während bei den alten Klapprädern nach der Demontage noch ein ordentlich großes Stück übrigblieb, bleibt von den Novitäten nach dem Zusammenfalten ein handgepäckfähiges Paketchen übrig. Und das wird auch so genutzt. Jetzt müssen reisefreudige RadlerInnen ihre Sportgeräte nicht mehr umständlich extra bei der Bahn aufgeben, jetzt paßt das Rad locker in die Gepäckablage vom ICE. Und flott fahren die neuen Geräte sowieso. Ab 1.300 Mark ist man dabei.
Und kein Wort mehr über Tretroller. J.G.
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