Nachgefragt
: Grenze erreicht

■ Erika Bosecker LehrerInnen-Streik

Am vergangenen Mittwoch haben über 3.000 LehrerInnen gegen die geplante Arbeitszeitverlängerung gestreikt. Wir sprachen darüber mit Erika Bosecker vom Personalrat.

taz: Wie ist Ihr Resümee' für den Streik?

Erika Bosecker, Personalrat Schulen: Unsere Einschätzung der Personalversammlung ist durch den Streik bestätigt worden. Die Situation an den Schulen ist so, daß man jetzt zeigen mußte, daß eine Grenze erreicht ist. Wir können keine gute Arbeit machen und dann noch zwei Stunden mehr unterrichten. Es ist hoffentlich auch rübergekommen, daß es keine Aktion gegen die Schüler und Eltern war sondern eine für uns und unsere Arbeitsbedingungen. Andererseits stand aber durchaus der Anspruch dahinter, weiter Arbeitsbedingungen zu haben unter denen wir vernünftige Arbeit und eine gute Schule machen können.

taz: Beim Zentralelternbeirat ist man der Meinung, daß sich der Streik auch gegen die Schüler richtet.

Ich denke, daß der Personalrat, die GEW und der Zentralelternbeirat ein gemeinsames Interesse an einer Schule im Sinne des Schulgesetzes haben, daß es aber auch Interessenunterschiede gibt. Bei den Eltern liegt die Priorität bei einer qualitativ- und quantitativen Versorgung von Schule und wir haben als Beschäftigte ganz klar auch unsere Arbeitsbedingungen im Blick.

Der Zentralelternbeirat reibt sich vor allem daran, daß die LehrerInnen jetzt Projekttage, Klassenfahrten und Gremienarbeit einstellen wollen.

Damit wollen wir deutlich machen, daß wir solche Art von Arbeit zwar für richtig halten, bei einer Arbeitszeitverlängerung aber irgendwo Abstriche machen müssen. Wir können ja nicht den Unterricht ausfallen lassen. Wir hoffen aber, daß es noch Alternativen gibt.

Welche meinen Sie da, den Gehaltsverzicht bei gleichzeitiger Arbeitszeitverkürzung, um neue Lehrer einzustellen?

Solch eine Aktion wurde schon vor Jahren ins Gespräch gebracht. Sie wurde aber im Nachhinein negativ bewertet, weil nicht nachzuweisen war, daß das tatsächlich zu Neueinstellungen führt. Dazu müßte man heute ein unabhängiges Gremium schaffen, das das kontrolliert. Unter diesen Bedingungen wäre das eine sinnvolle Alternative, die der Arbeitgeber allerdings bisher abgelehnt hat.

Nächste Woche trifft sich der GEW-Vorstand zur Beratung. Ist gar ein unbefristeter Streik möglich?

Was gemacht wird, müssen jetzt die Verbände beraten und die Kollegien. Die Politik hat jetzt gesehen, daß wir keine Minderheit sind und Entschlossenheit präsentieren. Das ist jetzt eine Chance, die Argumente nochmal vorzutragen und dafür, daß die Politik ihre Entscheidungen überdenkt. Wenn nicht, müssen wir uns Maßnahmen jeder Art überlegen.

Fragen: Katja Ubben