Mit Rapsöl gegen flüchtende Pferde

■ Ein Bus soll Pferdekutschen verdrängen: Der Frieden auf Hallig Hooge ist in Gefahr

Auf Hooge ist der Halligfrieden in Gefahr: Wo bisher nur Pferdewagen Tagesgäste übers Eiland im nordfriesischen Wattenmeer kutschierten, soll nun erstmals ein Bus eingesetzt werden. Kneipenwirtin Daniela Diedrichsen, die selbst zwei Pferdekutschen unterhält, will mit einem Kleinbus das Fuhrgewerbe auf Hooge revolutionieren. „Voll dagegen“ist Harry Diedrichsen, Vorsitzender des örtlichen Bau-, Straßen- und Wegeausschusses, der Wert darauf legt, mit der aus Braunschweig zugezogenen Namensvetterin „nur sehr weitläufig verwandt“zu sein. „Der brummt durch die Gegend und stinkt hier rum“, urteilt Harry Diedrichsen über den Bus, und überhaupt „paßt der nicht ins Halligbild“.

Die Realität auf Hooge – in der Saison sind acht bis neun Kutschen mit jeweils bis zu 40 Fahrgästen gleichzeitig zwischen den Warften unterwegs – habe mit der beschworenen Halligidylle schon lange nichts mehr zu tun, findet dagegen seine Widersacherin. Der Bus ist als Alternative gedacht zu ihren beiden Pferdekutschen, die sie „aus Gründen der Sicherheit“gern abschaffen möchte: „Pferde sind Fluchttiere, und passiert ist ja schon genug mit den Planwagen.“In der Tat haben mehrere spektakuläre Unfälle in den vergangenen Jahren die Kutschen in Verruf gebracht. Auf der Hallig selbst ist das Verkehrsmittel Pferdewagen denn auch seit längerem umstritten.

Der Bus, der umweltfreundlich mit Rapsöl fahren soll, bedeute eine eindeutige Verbesserung, ist Daniela Diedrichsen überzeugt: Hinterm Steuer werde ein Busfahrer mit Personenbeförderungsschein sitzen. Das Fahrzeug sei mit einem Gewicht von vollbesetzt 5,3 Tonnen erheblich leichter und kürzer als ein Pferdegespann. Deshalb geht sie davon aus, bei der für heute vormittag angesetzten Probefahrt grünes Licht von den Genehmigungsbehörden zu erhalten.

Das aber will Harry Diedrichsen unbedingt verhindern – und verweist dabei auf die Gewichtsbeschränkung von 3,5 Tonnen für die Hooger Straßen. Dann aber, kontert die Erneuerin des insularen Nahverkehrs, dürften der Zwölftonner des Lebensmittelgroßmarktes und auch keine der Pferdekutschen hier fahren. Die nämlich wiegen voll besetzt nach ihren Angaben zwischen sieben und neun Tonnen.

Heike Wells