Wie man die Ehe abspeckt

Heute ist internationaler Anti-Diät-Tag: Alles zum Thema dünn und dick und den dazugehörigen Eß- und Trinkgewohnheiten  ■ Von Elke Spanner

Stöpsel war ja noch ganz süß. Spargel allerdings war gar nicht schön, und Spaddel, die Bezeichnung Spaddel war richtig schlimm. Sie verkörpert nämlich genau das, was sie auch verkörpern soll: Einen Hänfling, der in der Dusche von Strahl zu Strahl hüpfen muß, wie schlechte Dünnen-Witze behaupten. Und dennoch. Trotz der übelsten Kosewörter ist den Dünnen der Neid der Dicken sicher. Denn Dicksein ist einfach nicht in, und alles was nicht dick ist, doch.

Nur Mütter sehen das anders. Meine Mutter auch. Während sie sich selber ganz muttertypisch als aufgedunsen empfand, galt ihre ganze Sorge dem verhungernden Stöpsel. So wurde ich abgefüttert mit allem, was fett macht. Links im Kühlschrank das Fach meiner Mutter, mit Magermilchjoghurt und Magerquark. Rechts gab es das gleiche Sortiment in der fettreichen Variante für den dürren Stöpsel.

Neben ihr am Eßtisch kam ich nicht umhin, die zahlreichen sich nahtlos abwechselnden Diäten meiner Mutter allesamt mitzubekommen. Frühjahrs-, Sommer-, Herbst- und Winterdiäten gaben sich die Hand, unterbrochen lediglich von der Bikini- und der Obstdiät. Einziges Resultat: Ein riesiger Stapel Altpapier aus Bella, Tina, Brigitte und anderen Vorgauklern des ultimativen Schönheitstips.

Immerhin steht sie offen dazu, und damit ist meine Mutter die einzige bekennende Diätlerin weltweit. Denn eine kleine Umfrage im Bekanntenkreis ergab: Diäten macht man angeblich nicht.

„Man muß rechtzeitig anfangen, sein Übergewicht zu halten“, posaunt etwa Oliver sein provokantes Bekenntnis zum Dicksein in die Welt. Außerdem sei er nicht zu dick, sondern für sein Gewicht zu klein, ist der leicht Schwergewichtige überzeugt. Bei Klaus ist der zarte Bauchansatz nur in der Winter-Wollpulloversaison zu übersehen. Hier kommt es vom Bier, aber den Verzicht auf die Flüssignahrung umfaßt sein Diätplan nicht: „Ich radle im Sommer immer diverse Berge in Skandinavien rauf und runter“, verrät er sein Schönheitskonzept, das nur die verzweifeltsten Dicken zum Nachmachen animieren dürfte.

Eisern abgenommen hat Leopold. 20 Kilo gleich. Für ihn ging der Schuß gleich doppelt nach vorne los. „Das Abnehmen war der erste Sargnagel für meine Ehe“, freut er sich heute. Nur durch eine konsequente und rigorose Umstellung seines kompletten Lebenswandels wurde er den Speck und die Ehe los. Kein ausgedehntes Frühstück mehr im Bett, kein Schampus am Wochenende – Leopold wundert sich nicht darüber, daß seine Gattin das Weite suchte.

Keine Eheprobleme hat also, wer sowieso dünn ist. Nicole zum Beispiel. Nicole ist richtig glücklich. Ob sie verheiratet ist, weiß ich nicht, aber jedenfalls ist sie dünn. Und schadenfroh. „Toll ist“, strahlt sie schelmisch übers ganze Gesicht, „richtig toll ist, etwas dickeren Leuten ein Stück Sahnetorte vor die Nase zu halten und zu sagen ,das schmeckt Dir doch auch'“, sagt sie und lacht sich halbtot darüber. Vielleicht sollte sich Nicole mal mit Oliver zusammentun, also dünn und dick gemeinsam glücklich eine Sahnetorte verschlingen?