Echte Öko-Flaschen

■ Auch Mehrwegflaschen haben ihre Tücken, wenn sie aus Bayern stammen

Mehrwegflaschen sind Öko, und Öko ist gut. Und deshalb soll man/frau Mehrwegflaschen kaufen. Jahre hat's gedauert, Vattern und Muttern zu überzeugen, bis die Milchflaschen im Kühlschrank klirrten. Und jetzt das. Mehrweg ist Öko – sagt die Verbraucher-Zentrale Hamburg – „aber dieser Vorteil wird nur dann vollständig genutzt, wenn die Mehrwegflaschen nicht über weite Strecken transportiert werden.“Die Verbraucher-Zentrale und der Verein MiniMüll nennen deshalb Getränkehersteller aus der Region in der Broschüre „Kurze Wege für Mehrweg“.

„Ökologisch akzeptabel“sind Mehrwegflaschen nach Erkenntnissen des Umweltbundesamtes, wenn sie zwischen Abfüllanlage und Verkaufsregal weniger als 120 Kilometer weit transportiert werden. Im entsprechenden Radius um Hamburgs Zentrum liegen 24 Hersteller, die Milch und Milchprodukte, Wasser, Bier oder Säfte in Pfandflaschen anbieten. Insgesamt ein wenig wenig, fanden die Verbraucherschützer, erweiterten den Radius auf 170 Kilometer und erfaßten damit 15 weitere Betriebe.

Längst nicht alle Mehrwegflaschen enthalten genaue Angaben zum Abfüllort. Verbraucherzentrale und Hamburger Umweltbehörde fordern deshalb eine generelle Pflicht, den Herstellungs- oder Abfüllort zu nennen. VerbraucherInnen sollten dann auch den Reiseweg des Inhalts beachten: Orangensaft etwa, in Deutschland abgefüllt, kommt fast immer als Konzentrat aus Brasilien.

Und noch ein Kriterium: Echte Öko-Flaschen begnügen sich mit Allerwelts-Outfit. Sie werden vom Händler zum nächstgelegenen Abfüllbetrieb gebracht, der sie wieder verwenden kann. Außergewöhnliche Flaschen dagegen müssen zu „ihrem“Betrieb gekarrt werden.

„Die absolut umweltverträglichste Lösung ist die Nullösung“, schlug gestern dagegen Umweltsenator Fritz Vahrenholt vor. Wer Trinkwasser aus der Leitung einfach mit Kohlensäure versetzt, schone die Umwelt. Und seine Bandscheiben. Achim Fischer