Weniger EU-Bauern produzieren mehr

Die Statistiken sind eindrucksvoll: kaum ein Zweig in der Landwirtschaft, in der nicht EU-Länder bei den stärksten 15 mit von der Partie sind. Geht es um den Produktionszuwachs pro Einwohner in den letzten zehn Jahren, so liegt Belgien mit 2,4 Prozent an 8. Stelle, Dänemark mit 2,1 an 11., Irland mit 2,0 Prozent an 13. Stelle. Einsamer Spitzenreiter ist Saudi-Arabien mit 13,8 Prozent, doch schon der Zweitplazierte, Malaysia, hat nur vier Prozent Zuwachs, dann folgen Länder, die nur ein paar Zehntel vor Belgien liegen.

Bei den Weizenproduzenten liegt Frankreich mit 53 Millionen Tonnen auf dem 5., Deutschland mit 36 Mio. t auf dem 9 Platz (Spitzenreiter wie auch sonst überall: China mit knapp 400 Mio. t). Beim Fleisch hat sich Deutschland mit 5,7 Mio. t jährlich auf dem 6. Platz etabliert, Spanien mit vier Mio. t auf dem 9. (noch vor Argentinien, es führt wiederum China mit 44 Mio. t). Beim Obst liegt Italien auf dem 5. Platz mit 17 Mio. t, Spanien auf dem 6. mit 11 Mio. t, Frankreich folgt mit 10 Mio. t (China 37 Mio. t). Bei Gemüse ist Italien 6. mit 13 Mio. t, gefolgt von Spanien mit 10 Mio. t (China: 128 Mio. t).

Interessant werden die Statistiken dort, wo man die Produktion mit dem jeweils heimischen Konsum vergleicht. So etwa produzieren die 15 EU-Länder mehr als 15 Mio.t Zucker, und sie sind auch die eifrigsten Zuckerschlecker der Welt. Trotzdem bleiben noch mehr als zwei Millionen t übrig. Auch beim Getreide sieht es ähnlich aus: Mehr als 88 Mio. t produzieren die EU-Länder mittlerweile (3. Platz hinter USA und China), doch verbraucht werden nur 85 Mio. t. Der Rest geht in den Export. Umgekehrt sieht es allerdings bei Gütern wie Tee, Kaffee oder Kakao aus. Hier nehmen EU-Länder mit die höchsten Plätze beim Konsum ein, sind aber fast ohne Eigenproduktion: Deutschland etwa liegt im Verbrauch von Kaffee und Kakao jeweils auf Platz zwei hinter den USA, England beim Tee auf dem 3. Rang (hinter Indien und China). Auch bei Wolle oder Baumwolle, bei der Herstellung von Speiseöl etc. sind die Europäer Weltspitze, nicht aber in der Produktion. Nur was Butter und Käse anbelangt, sind die Europäer vorne – so sehr, daß sie diese Produkte nicht mehr verkaufen können, ohne den Weltmarkt zum Zusammenbruch zu bringen. Dennoch spielt die Landwirtschaft im nationalen Bruttosozialprodukt der europäischen Staaten eine immer kleinere Rolle; nahezu alle fallen unter die 40 Länder, deren Reichtum am wenigsten von der Landwirtschaft abhängt. So etwa macht die agrarische Produktion in Deutschland nur noch ein einziges Prozent des Bruttoinlandproduktes aus, in Frankreich sind es 2,6 Prozent, in Italien 3,3 Prozent. Noch um 1800 lebten 75 Prozent der Deutschen von der Landwirtschaft, im Jahre 1900 waren es immer noch gut 50 Prozent, nach dem Zweiten Weltkrieg etwa 30 Prozent. 1970 aber war die Quote schon bei 15 Prozent angelangt, 1980 sank sie unter zehn Prozent der Bevölkerung.W. R.