■ Mit Investitionen in Afrika auf du und du
: Private kein Ersatz

Berlin (taz) – In Zeiten, in denen die Mittel für die Entwicklungshilfe weltweit schrumpfen, richtet sich die Hoffnung immer mehr aufs private Kapital. Auch die UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (Unctad) stellt in ihrem neuesten Bericht die Bedeutung von Direktinvestitionen für Afrika heraus. 4,5 Milliarden US-Dollar wurden im vergangenen Jahr auf dem Kontinent investiert.

Auf den ersten Blick scheinen dort bemerkenswerte Entwicklungen stattzufinden: So interessieren sich Investoren in Afrika nicht mehr nur, wie früher, für die Ausbeutung von Rohstoffen. Jetzt investieren sie zunehmend in den Dienstleistungssektor, vor allem Banken und Versicherungen, und auch in die Industrie, etwa Lebensmittelverarbeitung. Sogar afrikanische Multis werden lobend erwähnt, neben acht Konzernen aus Südafrika auch der marokkanische Lebensmittelverarbeiter Conserverie Cherifienne oder die sambische Kupferminengesellschaft.

Bei näherer Betrachtung jedoch ist es nicht weit her mit den angeblichen Segnungen der Globalisierung für Afrika. 4,5 Milliarden Dollar Investitionen sind verschwindend wenig, verglichen mit den 21,8 Milliarden Dollar Entwicklungshilfe im Jahr 1995, von der die afrikanischen Länder nach wie vor abhängen. Insgesamt hat Afrika zwischen 1991 und 1995 nur fünf Prozent der Direktinvestitionen in Entwicklungsländer abbekommen und gar nur zwei Prozent der gesamten Direktinvestitionen weltweit.

Zudem konzentrieren sich die Investitionen auf wenige Länder. Über die Hälfte der Mittel flossen in der ersten Hälfte der 90er in nur zwei Länder, Ägypten und Nigeria. Einige Länder wie Namibia und Swaziland profitierten davon, daß sie als Billiglohnländer für die Produktion für den südafrikanischen Markt taugen. Auf der Seite der Investoren hat sich wenig geändert: Es sind die alten Kolonialstaaten, vor allem Großbritannien und Frankreich; aus den USA kommen 20 Prozent der Investitionen.

Daß private Investoren nie und nimmer die Entwicklungszusammenarbeit ersetzen können, zeigen die Unctad-Zahlen für die ärmsten Länder des Kontinents wie Äthiopien oder Tansania. Diese 33 Länder haben nur ein Fünftel der gesamten Investitionszuflüsse in den letzten zwei Jahrzehnten erhalten. Davon wiederum flossen allein über 30 Prozent in die angolanische Erdölförderung, und der Rest weitesgehend in den Schiffahrtsektor des Billigflaggenlandes Liberia. Einige der ärmsten Länder erlebten dagegen sogar einen Abzug von Investitionsmitteln, darunter die Elfenbeinküste. lieb