Verdacht auf Insiderhandel bei SAP

■ Ermittlungen gegen Mitarbeiter des Software-Riesen

Berlin (taz) – Mit den Aktien der Sofware-Firma SAP lassen sich schon seit Jahren exorbitante Gewinne einfahren. Nun scheinen es einige Topmitarbeiter der Vorzeigefirma aus dem badischen Walldorf zu weit getrieben zu haben. Gegen sie ermittelt die Frankfurter Staatsanwaltschaft wegen verbotenen Insiderhandels mit Aktien der eigenen Firma, wie das Handelsblatt gestern bekanntmachte.

Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel war aufmerksam geworden, als der Shooting-Star der Branche im Oktober 1996 enttäuschende Quartalszahlen vorstellte. Statt der erwarteten 40prozentigen Gewinnsteigerung betrugt das Plus nur 33 Prozent. Daraufhin stürzte der Aktienkurs an einem Tag um 23,6 Prozent ab.

In solchen Fällen prüfen die Börsenaufseher routinemäßig, ob Aktionäre von Insiderwissen profitiert haben – gut 100mal seit dem Verbot von Insiderhandel 1994. In einem Drittel der Fälle wurde die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Der Sprecher der Frankfurter Staatsanwaltschaft, Job Tilmann, bestätigte, daß das Bundesaufsichtsamt bereits im Januar den Verdacht weitergeleitet hat. Die Justiz sei früh eingeschaltet worden, um noch vor deren Löschung die Telefonverbindungslisten aus dem fraglichen Zeitraum zu beschlagnahmen. Sollte sich der Verdacht bestätigen, wäre dies der größte Fall von Insiderhandel der deutschen Börsengeschichte.

Über 100 Insider, also Mitarbeiter, die Zugang zu noch unveröffentlichten kursrelevanten Informationen haben, soll es bei SAP mit weltweit 10.000 Beschäftigen geben, darunter Vorstände, Finanzfachleute und Pressesprecher. Sie können zum Beispiel rechtzeitig Aktien abstoßen, wenn sie vorab wissen, daß der Kurs sinkt. Oder sie können mit Hilfe von Aktienoptionen auf sinkende Kurse spekulieren. SAP-Sprecher Gundolf Moritz sagte, die Software- Firma habe von Anfang an die Untersuchungen unterstützt, indem sie die Namen einiger Wissender nannte. Nicola Liebert