Greenpeace muß zahlen

■ Gericht verurteilt Umweltschützer zur Beseitigung von Bayer-Pestiziden

Berlin (taz) – Greenpeace-Aktion mit Folgen: Ende August 1994 hatte die Umweltschutzorganisation mit Kanistern und einer Brunnenattrappe das Bayer-Vertriebsbüro in Köln blockiert, um gegen die Grundwasserbelastung durch Pestizide des Chemiekonzerns zu protestieren. Jetzt verdonnerte das Landgericht Hamburg Greenpeace dazu, 7.160,05 Mark plus vier Prozent Zinsen an Bayer zu überweisen – Kompensation für die Kosten, die dem Leverkusener Chemie- und Pharmaunternehmen bei der Entsorgung der Kanister entstanden waren.

„Es ist schon makaber, daß wir als Greenpeace nun die Kosten für die Beseitigung der Pestizide aufgebrummt bekommen, die Bayer herstellt“, kommentiert Rüdiger Rosenthal von Greenpeace das Urteil. Die Kanister hatten Rückstände der von Bayer hergestellten Pestizide „Diuron Bayer“ mit dem Wirkstoff Diuron und „Tribunal“ mit dem Wirkstoff Methabenzthiazuron enthalten.

Bayer bestreitet bis heute, daß die inkriminierten Präparate grundwasserbelastend seien. „Diuron wird im Erdreich abgebaut“, sagt Hans-Bernd Schmitz von Bayer. In der Biologischen Bundesanstalt in Braunschweig sieht man das anders: Diuron sickere bis ins Grundwasser ein; Methabenzthiazuron allerdings nicht. Diuron wurde viele Jahre vor allem von der Bahn als Herbizid auf Gleisen eingesetzt. Im vergangenen Jahr verpflichtete sich das Unternehmen, das Präparat auszumustern.

Bayer hatte in der ersten Instanz des Zivilverfahrens rund 9.000 Mark von Greenpeace für die Kanisterentsorgung gefordert; in der Berufung wurde der Betrag gesenkt, weil, wie Rüdiger Rosenthal erklärt, Greenpeace nachweisen konnte, daß eine billigere Entsorgung als die von Bayer gewählte möglich gewesen wäre.

Chemieriese Bayer wird übrigens die 7.160,05 Mark plus Zinsen „der Stadt Leverkusen zur Verwendung für eine gemeinnützige Einrichtung spenden“. Falls jemand in der Stadtverwaltung Sinn für Humor haben sollte, würde er das Geld einem gemeinnützigen Umweltverband zukommen lassen – zum Beispiel Greenpeace. gg