Hamburger Kino-Tips

Der erste im Weltraum war ein Schimpanse. Etwas später fliegt auch Juri Gagarin als erster Sozialist um den Mond herum. Das Russische Wunder, ein Kompilationsfilm von 1963 von unseren Brüdern und Schwestern von drüben, macht keinerlei Hehl aus seiner dumpf-agitatorischen Absicht, den Kapitalisten mit den vermeintlichen Triumphen der Kommunisten die Zunge zu zeigen. Außerdem kämpfen der schurkische Zar Nikolaus und der Volksheld Vladimir Iljitsch Uljanow. Stalin schenkt dem Volk Fabriken, für die man fröhlich pfeifend Überstunden fährt. Und am Ende muß jeder begreifen, daß das westliche Wirtschaftswunder der 50er Kinderkacke im Vergleich zu seiner russischen Antwort bleiben muß. Mo, 12. bis Mi, 14. Mai, jeweils 18 Uhr, 3001

Begleitend zu den Hamburger Comic-Tagen kommt nun der Manga Armitage III ins 3001. Mit Anleihen bei Arnold Schwarzeneggers heimlichem Klassenkampf in Total Recall und dem Mutanten-Elend in Blade Runner erzählt der Film von Androiden, die im Herzen menschlicher als ihre Erfinder sind. Vor einer wunderschön verregneten Kulisse arbeiten die Androidin Armitage und ihr Partner an der Aufklärung mysteriöser Morde. Do, 8. Mai und Fr, 9. Mai, jeweils 22.30 Uhr, 3001

Stoffe von Marguerite Duras werden eigentlich erst wirklich gut, wenn sich andere ihrer annehmen, sie weiterverarbeiten zu Theaterstücken oder Filmen. Ein besonders spannendes Beispiel ist Alain Resnais Duras Verfilmung Hiroshima mon amour, den das Metropolis im Rahmen seiner Marguerite-Duras-Reihe zeigt.

Eine französische Schauspielerin verliebt sich in einen Japaner, den sie bei Dreharbeiten in Hiroshima kennenlernt. Da die Namenlose bereits am nächsten Tag wieder nach Frankreich zurückkehren muß, bleiben den Verliebten nur 24 Stunden, um sich noch einmal zu suchen, zu treffen und wieder zu verabschieden. Do, 8. Mai, 21. 15 Uhr, Fr, 9. Mai, 19 Uhr und Sa, 10. Mai, 19 Uhr, Metropolis

Bevor Douglas Sirk, dem das Metropolis gerade eine komplette Werkschau widmet, auch nur eine Filmrolle in Hollywood in die Hand nehmen durfte, bastelte er zusammen mit seiner Frau Legebatterien für gigantische Hühnerfarmen. Dann endlich ließ man ihn in die Traumfabrik hinein. Er verfaßte Drehbücher und drehte endlich seinen ersten amerikanischen Film Hitler's Madman: Der Geschichte liegt das in der damaligen Tschechoslowakei verübte Attentat auf den Reichsprotektor Heydrich zugrunde, das schreckliche Folgen hatte. Die wutschäumende SS machte das Dorf Lidice vollkommen platt. Die männliche Bevölkerung wurde abgeschlachtet, Frauen und Kinder in Konzentrationslager deportiert. Eine seltene Gelegenheit für einen der wichtigsten Filme in Sirks Gesamtwerk.

Di, 13. Mai, 19 Uhr, Metropolis

Anläßlich der Katzelmacher-Inszenierung am Hamburger Schauspielhaus zeigt das Abaton den gleichnamigen Fassbinder-Film aus dem Jahr 1969. Ganz mit dem Gestus seines Anti-Theaters rückt Fassbinder seine lethargischen Figuren vor eine gnadenlos starre Kamera. Ritualisierte Sprachlosigkeit als kaltes Schema, auf halbem Weg geknebelte Sehnsüchte und schließlich der abgeleitete Triebfrust auf den Anderen, das Fremde und vermeintlich Potente. Hier ist es der griechische Gastarbeiter, der Zielscheibe und Opfer des kriminell entfesselten Kleinbürgers wird. Ein bestechendes, unbedingt frustrierendes Milieudrama mit Anleihen bei Horvath und Fleißner. Di, 13. Mai, um 22.45 Uhr, Abaton big