Hemmungslos verduftet

■ Im Altonaer Museum gibt es eine Duft-Ausstellung zu riechen

Ein bißchen ist es so wie nach dem Besuch in einer großen Pafümerie: Düfte über Düfte, ohne daß ein wesentlicher Eindruck hängenbliebe.

Das mag natürlich am Gegenstand der Ausstellung selbst liegen, der wenn, dann überhaupt in der Luft liegt. Duft - Kulturgeschichte des Parfums ist eine Wanderausstellung des Comité Francais du Parfum, die bereits seit 1988 in verschiedenen Ländern und derzeit im Altonaer Museum vorrangig zu riechen ist.

Noch bis zum 22. Juni und über zwei Etagen hinweg läßt sich dort die Geschichte des Duftes nachverfolgen. Allerdings, und das ist eine grundlegende Entscheidung der Ausstellung, ganz überwiegend als Phänomen des erlesenen Geschmacks. Wie ein teurer Schmuck präsentieren sich die Exponate - den Sinnen wohlgefällig. Ein in weiten Teilen recht schlichter und harmloser Anspruch. Auf keinen Fall will man hier etwa in die Nähe von Gerüchen oder gar Schlimmerem geraten.

Wohlgeruch und Duft, das ist eben nicht nur die bloße Abwesenheit von Gestank, das ist sein schieres Gegenteil. Insofern glänzt die Kulturgeschichte des Parfums immer als eine Gegengeschichte zu Tod und Verwesung. Wandtafeln weisen gleich zu Beginn darauf hin, wie in sämtlichen frühen Hochkulturen der Duft als ein Medium des ewig Göttlichen verwendet wurde und wie er den Menschen und ihrem Alltag näher gekommen istt.

So nah, daß er schließlich in Gestalt kleiner kostbarer Flakons zum Bestandteil der Schlafzimmer-Konsole und damit des privaten Besitzes werden konnte. Diese zierlichen Behältnisse machen - in Schaukästen zu zeitlichen Sinneinheiten gruppiert - den zentralen Eindruck der Ausstellung aus. Darum herum Monitore, viele Fotografien und Plakate – erstaunlich aufwendig gestaltet, fast schon prätentiös. Per Knopfdruck lassen sich zum Beispiel alte und aus der Mode gekommene Parfums mit den wohlklingendsten und denkbar elegantesten Namen wiederriechen. Oder man kann, jetzt bereits im oberen Stockwerk angelangt, Filmsequenzen auf ihre sehr spezielle Duftnote hin befragen. Als Detektiv, der das Parfum liebt, ist unter anderen Eddie Constantine als Lemmy Caution zu erleben. Das Angebot an den Konsumenten (die witzigsten Werbevideos, die schönsten Werbekampagnen usw.) ist gut bestückt. Dagegen sind die Lerneinheiten der Ausstellung eher überschaubar und gerade nur so groß, daß es einem nicht die Lust am luxeriösen Gegenstand verdirbt Elisabeth Wagner

bis 22. Juni, Di-So, 10-18 Uhr, Altonaer Museum.

Das Zeise Kino zeigt begleitend „Duft“-Filme