„Es ist aus und vorbei!“

■ Der Oldenburger Universitätspräsident Michael Daxner verzichtet auf Kandidatur für dritte Amtszeit

taz: Seit Wochen gibt es Spekulationen darüber, daß Sie für eine dritte Amtszeit als Oldenburger Universitätspräsident nicht mehr kandidieren werden. Ihre Zeit als Präsident würde damit im September nächsten Jahres enden. Werden Sie diesen Entschluß heute auf der Konzilssitzung bekanntgeben?

Michael Daxner, Präsident der Uni Oldenburg: Das stimmt. Ich werde definitiv nicht zur Verfügung stehen und das werde ich heute erklären. Etwas unwillig, weil ich es ziemlich unangemessen finde, wie früh einige Leute in der Hochschule einen sogenannten Wahlkampf eröffnet habe. Gerade an der Hochschule sollte ein Wahlkampf nicht so frühzeitig stattfinden wie beispielsweise in den USA oder in anderen Bereichen der Politik. Aus diesem Grunde wollte ich mich erst ab dem 1. Januar nächsten Jahres erklären, aber der Druck der Öffentlichkeit ist so stark geworden, daß ich bereits heute definitiv dazu Stellung beziehe. Diese Entscheidung wird der Universität Zeit geben, sich auf eigene Kandidaten und Kandidatinnen zu konzentrieren.

Was erhoffen Sie sich persönlich von dieser frühzeitigen Erklärung?

Denen, die die Kampagne angestoßen haben, nehme ich damit das Feindbild Daxner, und ich freue mich, daß die jetzt selbst denken müssen und mich nicht mehr als „Folie“haben. Ich resigniere nicht, sondern ich werde das nächste Jahr ausnutzen, um die vorgenommenen Reformen auch tatsächlich umzusetzen.

Warum wollen Sie nicht mehr als Präsident kandidieren?

Erstmal, weil ich Zeit meines Lebens glaube, daß eigentlich unter normalen, demokratischen Verhältnissen zwei Amtszeiten, ob als Minister oder Unipräsident, genug sind. Das ist eins meiner politischen Prinzipien. Es gibt Ausnahmesituationen, aber eine solche ist momentan in Oldenburg nicht gegeben. Zweitens: Ich habe mit vielen Leuten in dieser Hochschule ganz schön was auf die Beine gestellt. Es ist ungeheuer schwierig noch Zuwächse einzubringen, wenn das, was man angefangen hat, nach Fertigstellung drängt. Wenn der Globalhaushalt mit Beendigung meiner Amtszeit so funktioniert, wie er auch funktionieren soll, dann bin ich froh. Bis zum letzten Tag werde ich nicht zulassen, daß das Oldenburger Erfolgsmodell einfach ausrinnt, ohne daß ein praktisches Nachfolgemodell angeschlossen wird. Das ewige Jammern, daß kein Geld da ist, bringt keinen Nutzen. Mit dem was da ist, kann man auch etwas Neues beginnen.

Weshalb wollen Ihre hochschulpolitischen Gegner Sie aus Oldenburg verdammen?

Ich bin unbequem, das ist sicherlich klar. Das ist kein besonderer Verdienst, es ist aber auch kein Makel. Ich will die Leute einfach nicht in Ruhe lassen. Schon vor zehn Jahren haben Universitätsangehörige den öffentlichen Dienst für ihr privates Wohlergehen ausgenutzt, und das tun sie jetzt, wo sie ihren Pensionen entgegengehen, noch immer und mit größerer Verbissenheit. Jetzt ist die letzte Chance, für die Leute, die Besitzstandspolitk machen, sich noch irgendwie abzusichern. Das ist zwar nicht die Mehrheit an der Universität, aber das sind diejenigen, die die meiste Zeit und Laune haben, Oppositionspolitik zu machen.

Mitte April ist einer Ihrer schärfsten Gegner, der bisherige Unikanzler von Fircks, an die FU-Berlin gewechselt. Sind Sie darüber erfreut?

Er ist ein guter Bewerber. Ich hoffe, daß er dort sein Glück findet und daß die Uni die richtige Entscheidung getroffen hat. Hier in Oldenburg kehrt endlich Ruhe ein. Es ist aus und vorbei, er ist vergessen.

Auf Bundes- und Landesebene finden Sie weit mehr Zuspruch für Ihre Ideen als in der Universitätsstadt Oldenburg. Würden Sie gerne zukünftig ein Amt als Bildungs- und Wissenschaftsminister bekleiden?

Ach, ich mache doch schon die Politik. Doch meine Hochschulpolitik ist nicht an Ämter gebunden. Ich habe bereits mein Mandat des Sachverstandes auf den Gebieten Personal- und Finanzpolitik und BAFöG. Das reicht mir. Was ich in der Zukunft sehr gerne machen würde, ist das, was ich für meine Universität auch international erreicht habe, fortzusetzen. Eine Fortsetzung nicht mehr in der Provinz Oldenburg, sondern in der Provinz Deutschland.

Fragen: Maik Günther