Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine

A

Der amerikanische Freund Deutschland 1977, R: Wim Wender, D: Bruno Ganz, Dennis Hopper, Lisa Kreuzer

„Mit dem „Amerikanischen Freund“ist Wenders eine Synthese gelungen, die das neue deutsche Kino damals dringender brauchte als irgend etwas sonst: Die Verbindung einer zwingenden persönlichen Vision mit einem kinematographischen Vokabular, das nicht nur ein kleines Publikum von Spezialisten erreicht. Die große Faszination dieses Films hat direkt mit seiner Vielschichtigkeit zu tun. Man kan ihn als pessimistischen Kommentar zur nachrevolutionären Bewußtseinskrise der späten siebziger Jahre verstehen, aber auch als brillanten Kriminalfilm, man kann ihn als urbanen Alptraum von der Zerstörung der Städte bewundern, aber man kann ihn auch als poetische Ballade einer Freundschaft lieben. Sein Reichtum, der nicht ohne Gefahren ist, erlaubt bei jedem Sehen neue Abenteuer, neue Entdeckungen.“(Hans C. Blumenberg) Kino 46

Andrej Rubljow UdSSR 1966, R: Andrej Tarkovskij, D: Anatolij Solonizyn, Nikolaj Grinko / Originalfassung mit Untertiteln

„Andrej Rubljow durfte in Rußland erst fünf Jahre nach seiner Fertigstellung gezeigt werden, aber dies hing wohl mehr mit seiner Länge, der gezeigten Gewalt und dem verwirrenden Aufbau zusammen als mit der Gefahr, daß er die herrschende Ordnung erschüttern könnte. Seine Zentralfigur ist in Rußland eine Legende: der berühmteste Ikonenmaler. Es ist so wenig über das wirkliche Leben von Rubljow bekannt, daß Tarkovskij ihn als Brennpunkt für eine szenenhafte Zelebration des schöpferischen Prozesses benutzen konnte. Mit zunehmendem Schrecken und Abscheu bewegt sich der Künstler durch Szenen von mittelalterlichem Horror – Gemetzel, Vergewaltigung und Zerstörung – bis er sich entschließt, die Kunst ganz aufzugeben. Er ändert seine Meinung erst, nachdem er einen Jungen findet, der versucht, eine Glocke zu gießen. Im Moment der Wahrheit gibt der Junge zu, daß er dazu gar nicht das handwerkliche Wissen hat, und daß er sich nur sehr danach sehnte, es zu versuchen. Dennoch klingt die Glocke rein, und der Film endet mit einer prächtigen Montage der Ikonen, die Roublev nun zu malen begann. Tarkovskij selber tönte aus Russland heraus wie dieses triumphale Glockengeläut am Ende von „Andrej Rubljow“, den nicht nur Nigel Andrews als „eines der unbestrittenen Meisterwerke des russischen Kinos“ansieht.“(David Thomson) Kino 46

Anna Karenina USA 1996, R: Bernard Rose, D: Sophie Marceau, Sean Bean, James Fox

„Trotz einer Reihe werktreuer Dialoge ist es vor allem die Kraft der Bilder, denen der Regisseur Bernhard Rose vertraut, um Tolstois Reflexionen über das Glück, die Liebe und den Sinn des Daseins zu entfalten. Daryn Okada liest mit seiner Kamera in den Gesichtern. Sophie Marceaus Augen allein erzählen Annas ganze Geschichte. Gedreht wurde „Anna Karenina“in St. Petersburg und Moskau: Gold, wohin das Auge blickt. Rose hat einen um historische Genauigkeit bemühten Kostümfilm gedreht. Und doch interessiert er sich vor allem für das Zeitlose in Tolstois Roman. Er richtet das Augenmerk auf den Widerstreit zwischen dem Verlangen nach Erfüllung hier und jetzt und der Ahnung, daß verläßliches Glück nach einem sicheren Rahmen von Werten und Normen verlangt. Okadas Kamera schwelgt in Bildern des Luxus und des Überflusses, der doch zum Glücklichsein nicht reicht.“(epd-Film) UT-Kinocenter, MUWI-Filmkunst (Ol)

A Tickle In the Heart Deutschland/Schweiz 1996, R: Stefan Schiefert

„Der Regisseur hat die Epstein Brothers, ein legendäres Klezmer-Ensemble dreier alter Herren zwischen 70 und 84, in ihrem Lebensumfeld in den USA, in Konzerten in Europa und bei einem Besuch in der Heimat ihrer Urväter im heutigen Weißrußland mit der Kamera begleitet. Kein platt abfotografierter Dokumentarfilm, sondern ein sensibles musikalisches Porträt, das erfahrbar macht, warum nur jiddische Musik diesen „kitsl im hartsen“(so die jiddische Übersetzung des Filmtitels) hervorzurufen mag.“(tip) Cinema

B

Die Bettlektüre Großbritannien/Niederlande/Frankreich 1996, R: Peter Greenaway, D: Vivian Wu, Ewan McGregor

„Das erotische Universum der jungen Japanerin Nagiko wird bestimmt von der Suche nach demjenigen, der ihren Luxuskörper am perfektesten mit kaligraphischen Zeichen bemalt. Bis sie in Hongkong einem englischen Übersetzter begegnet, der sie dazu inspiriert, fortan die Männerkörper als Schreibunterlage zu benutzen. Virtuos läßt der Regisseur verschiedene Bildebenen und Stile aufeinandertreffen. „Die Bettlektüre“ist dabei weniger überladen als seine letzten Filme.“(tip) Gondel

Beverly Hills Ninja – die Kampfwurst USA 1996, R: Dennis Dugan, D: Chris Farley, Nicollette Sheridan

„Irgendwann, so berichtet die Legende, werde ein Weißer zur Gemeinschaft der Ninjas stoßen; ihn hätten die Ninjutsu-Kämpfer als Meister zu verehren. Als tatsächlich eine Kiste mit einem fremden Säugling an Japans Gestade gespült wird, scheint sich die Prophezeiung zu erfüllen. Doch das rosige Baby entwickelt sich trotz aller Bemühungen zu einem übergewichtigen Tolpatsch – das krasse Gegenbild des gestählten, akrobatischen Ninja-Kämpfers. Regisseur Dennis Dugan setzt auf bewährte Slapstick- und Comedy-Muster, doch funktioniert das nicht recht, weil sich die an sich schon parodistischen Züge des Martial-Art-Genres nicht wirklich parodieren lassen.“(epd-film) UFA-Stern, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

Big Night USA 1996, R: Campbell Scott, Stanley Tucci, D: Stanley Tucci, Isabella Rossellini, Campbell Scott

„Nach „Big Night“mag man nicht mehr zum Italiener gehen, denn kein wirkliches Essen kann so lecker sein wie jenes, das wir in diesem Film mit den Augen verzehren. Stanley Tucci, in letzter Zeit einer der schillernsten Nebendarsteller Hollywoods, hat mit seinem Kollegen Campbell Scott einen Augenschmaus angerichtet, einen kleinen Restaurant-Film über die große Kunst des Kochens, heiter, melancholisch und ein Genuß für all jene, die Filme nicht verschlingen, sondern sie sich lieber auf der Netzhaut zergehen lassen.“(tip) Schauburg

Broken Silence Schweiz 1995, R: Wolfgang Panzer, D: Martin Huber, Ameenah Kaplan

Der Regisseur Wolfgang Panzer schickt einen Kartäusermönch aus seinem schweizer Kloster in die weite Welt hinaus, und läßt ihn zusammen mit einer afroamerikanischen Globetrotterin mit Taxi, Bus, Bahn und Schiff durch Indien und Indonesien reisen. Ohne festes Drehbuch fuhren die beiden Schauspieler mit einem kleinen Filmteam die Reiseroute des Films entlang und zusammen entwickelten sie die einzelnen Szenen, je nach den Gegebenheiten und ihren Entdeckungen an den einzelnen Drehorten. Alle wirklich guten Roadmovies haben solch einen dokumentarischen Kern: die Reise wird uns nicht nur vorgespielt, sondern die Schauspieler haben wirklich in engen Bussen gesessen, haben sich am scharfen indischen Essen den Mund verbrannt und wußten nicht, in welchem Bett sie am nächsten Abend schlafen würden. Und Panzer ist es gelungen, die Einsichten in das Seelenleben des weltfremden Mönches und der weltgewandten jungen Frau genauso authentisch und aufregend auf die Leinwand zu bringen wie die javanesischen Vulkanlandschaften und indischen Flußfahrten. (hip) Cinema

D

Dante's Peak USA 1997, R: Roger Donaldson, D: Pierce Brosnan, Linda Hamilton

„Wo anders als im Kino hat man schon die Möglichkeit, hautnah dabei zu sein, wenn ein Vulkan ausbricht? Die Filmemacher haben offensichtlich gut recherchiert, denn die einzelenen Stadien des Ausbruchs werden sehr detailiert und überzeugend vorgeführt. Dafür ist aber das Drehbuch extrem einfältig. Kein Klischee wird ausgelassen: Natürlich springt ein süßer Hund in letzter Sekunde in Sicherheit, und wenn ein unsympathischer Dickkopf sich nicht evakuieren läßt, weiß jeder, daß er die erste Hälfte des Films nicht übersteht. Ähnlichkeiten mit „Daylight“, dem letzten Tunnel-Disaster-Film, erklären sich dadurch, daß derselbe Autor für beide Skripts verantwortlich ist. Aber ich persöhnlich glaube, daß „Leslie Bohem“ein Computer-Software-Programm ist, denn man mag kaum glauben, daß ein Mensch so formelhaft und unpersöhnlich schreiben kann.“(Christopher Tookey) City, UfA-Palast, Solitaire (Westerstede)

E

Emma USA 1996, R: Douglas Mcgrath, D: Gwyneth Paltrow, Ewan McGregor

Eine englische Pfarrerstochter, die vor 200 Jahren gelebt hat, ist die zur Zeit erfolgreichste Lieferantin von Filmvorlagen für Hollywood. Der besondere Reiz der Jane Austin-Filme entsteht durch die saubere, fast märchenhafte Atmosphäre des „merry old England“mit Kleidern, die wie Teewärmer aussehen, noblen Landsitzen und vielen Picknicks in sonnigen Parklandschaften. Die schnippische und letzlich furchtbar snobistische Emma ist auf den ersten Blick keine besonders sympathische Heldin, und der dramatische Sog des Films entsteht dadurch, daß man darauf hofft, daß sie möglichst empfindlich mit ihren törichten Kupplereien Schiffbruch erleidet. Wenn man ihr schließlich doch das typische Happy-end gönnt, mit dem Austin mathematisch genau jedes Deckelchen auf sein Töpfchen setzt, dann liegt das an Gwyneth Paltrow, die Emma so jugendlich, arglos und gutherzig spielt, daß sie selbst von den strengen englischen Kritikern mehr gelobt als getadelt wurde. Als Amerikanerin versuchte sie zum Glück erst gar nicht, sich einen möglichst englischen Tonfall zuzulegen. Wer ein zweites „Sense and Sensibility“erwartet, mag enttäuscht sein, aber „Emma“ist eine grundsolide Adaption mit viel Tratsch und Sinnlichkeit. (hip) Atlantis, Gondel, Casablanca (Ol)

Der englische Patient USA 1996, R: Anthony Minghella, D: Ralph Fiennes, Kristin Scott Thomas, Juliette Binoche, Willem Dafoe, Jürgen Prochnow

Der Autor Michael Ondaatje hat eine Unzahl von Geschichten in seinen Roman gewoben. „Die Geschichte der internationalen Sahara-Expedition in den dreißiger Jahren. Die Geschichte des Minensuchkorps der Britischen Armeee. Die Geschichte eines Sikhs in Europa. Die Tragödie einer Liebe.“Anthony Minghellas Verfilmung „schleppt sich eine gute Stunde so dahin. Toskanische Stille, Zweiergespräche, Dreiergespräche, dazwischen Rückblenden. Ein Wüstencamp, ein Sandsturm. Man ahnt nicht, was die Figuren treibt, was ihre Schicksale zusammenhält, doch der Film erzählt immer weiter: und dann, und dann... Dann geschieht das Unerwartete: das Wunder.“Denn „irgendwann kommt der Moment, in dem man aufhört, an das Buch zu denken, und nur noch zuschaut. „Der englische Patient“ist nichts als ein großer, ruhiger, altmodischer Liebesfilm. Von allen Geschichten, die in Ondaatjes Roman vorkommen, erzählt er nur eine einzige. Aber dieser einen verleiht er allen Zauber, den das Kino geben kann.“(Andreas Kilb, Die Zeit) Gondel, Filmstudio, Modernes, Casablanca (Ol), Apollo (Whv), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen) / Originalfassung ohne Untertitel im UFA-Stern

F

Faster, Pussycat! Kill! Kill! USA 1996, R: Russ Meyer, D: Tura Santana

„Eindrucksvoller Film des frühen Russ Meyer, der ideal ins Auto-Kino paßt. Er stellt drei unabhängige, aggressive, vollschlanke Frauen vor, die tun, was ihnen gefällt – aber als Rollenmodelle für neu-emanzipierte Zuschauerinnen sind sie gänzlich ungeeignet. Tura Santana ist eine vollbusige Karate-Expertin, die ihre Begleiterinnen herumschubst: die sexhungrige Blonde Lori Williams und die Italienerin Haji, die willig alle Befehle ausführt, weil sie starke Gefühle für Santana hegt. In der Wüste tötet Santana einen jungen Rennfahrer in einem Kampf, später entführen sie seine Freundin im knappen Bikini und besetzen die Ranch eines verkrüppelten, lüsternen Millionärs. Der gut gemachte Film wurde fast ausschließlich in der freien Luft gedreht. Die Actionszenen haben Pep, und es ist bemerkenswert, daß die Heldinnen tatsächlich aktiv in ihnen beteiligt sind. Besonders merkwürdig ist es, die Frauen in Kämpfen mit den Männern zu sehen, und zu allem Überfluß gewinnen sie auch noch.“(Danny Peary) Kino 46

Fräulein Smillas Gespür für Schnee Deutschland/USA 1996, R: Bille August, D: Julia Ormond, Gabriel Byrne, Vanessa Redgrave

„Smilla Jaspersen hält den Tod der sechsjährigen Jesaja nicht für einen Unfall und stellt Ermittlungen auf eigene Faust an. Dabei stößt sie auf zwielichtige Gestalten und dunkle Machenschaften. Die Spur führt von Kopenhagen nach Grönland ins ewige Eis. Aus der anfangs bedrohlichen Stimmung wird in Bille Augusts Bestsellerverfilmung allzuschnell eine reine Kriminalgeschichte, in der Smilla nur noch von einer Entdeckung zur nächsten hastet. Bei soviel Aufdeckungseifer gehen die Geheimnisse und die Spannung schon bald verloren.“(tip) UFA-Stern

G

Gesucht wird... die Wahrheit über das Olympia-Attentat Deutschland 1996, R: Wilfried Huismann

Der in diesem Jahr mit dem Adolf-Grimme-Preis ausgezeichnete Dokumentarfilm geht den Hintergründen des palästinensischen Attentats auf israelische Sportler auf der Olympiade in München von 1972 nach. Kino 46

H

101 Dalmatiner USA 1996, R: Stephen Herek, D: Glenn Close, Jeff Daniels, Joely Richardson

„Das Remake aus der Hölle! In dieser Realfilm-Version sprechen die Hunde nicht mehr, sie wackeln nur noch mit den Köpfen und bellen. Und die Menschen, angeführt von Jeff Daniels und Joely Richardson, wandern durch die ganze Angelegenheit mit einem benommenen, ungläubigen Gesichtsausdruck, was man ja auch durchaus nachvollziehen kann. In ihren Eingangszenen als die böse Cruella DeVil zeigt Glenn Close eine gewisse scharlachrote Freude an ihrer eigenen Monströsität. Aber schnell wird der Zauber und die Feinfühligkeit des Zeichentrickfilms von 1961 durch schwerfällige Grobheiten erschlagen. Ist dies jetzt die offizielle Geschäftspolitik von Disney?“(New Yorker) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

I

Das Imperium schlägt zurück – Special Edition USA 1980/96, R: Irvon Kerschner, D: Mark Hamill, Harrison Ford, Carrie Fisher

Auch der zweite Teil der „Star-Wars-Trilogie“wurde aufwendig restauriert sowie mit neuer Tontechnik und Computeranimation aufgepeppt. City, Solitaire (Westerstede), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

J

Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit

„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarienette jenseits der Sprache ausdrücken kann - genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Casablanca (Ol), Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)

K

Kama Sutra USA 1995, R: Mira Nair, D: Sarita Choudhury, Naveen Andrews

„Mira Nairs pseudo-feministische Phantasie von weiblicher Selbstbefreiung und sinnlicher Selbstbestimmung wird ständig konterkariert von dem Umstand, daß die Frauen all ihr Sinnen, Lernen und Bestreben letzlich der Verführung des Mannes widmen. Der Mann lenkt ihr Tun – ihm zu gefallen, ist höchstes Ziel. Diese Welt wird ausgiebig in jenes orange-rot-braune Licht getaucht, das Haut und Haar so auffallend schimmern läßt. Mira Nairs eigentliches Thema, die spirituelle Dimension der Erotik, wird im Film nur vordergründig abgehandelt und bebildert. Dies wird durch aufwendiges Produktionsdesign, folkloristische Kostüme, durch Kunsthandwerk in Form von Tanz-Einlagen und ausgiebiges Abfilmen von Pracht und körperlicher Schönheit einzuholen versucht. Doch Exotik allein ist kein Garant für Aufmerksamkeit, das Ergebnis bleibt flach.“(epd-film) UT-Kinocenter, Cinema

Kleines Arschloch Deutschland 1996, R: Michael Schaak

„Michael Schaaks „Trickompany“, die bereits dem beinharten Werner das Kesseln beibrachte, verhalf dem Titelhelden zu einem animierten Leben. Und leider sieht vieles deshalb auch verdächtig nach „Werner“aus. Wenn das kleine Arschloch (gesprochen von Helge Schneider) über den Friedhof schiebt, hat der Film seine guten Momente; den subversiven, beißenden Witz der Bücher des „Käpt'n Blaubär“-Vaters Moers erreicht er leider nicht. Aber eines verdanken wir diesem Film dann doch: endlich mal an der Kinokasse sagen zu können: Einmal Kino 3, kleines Arschloch!“.“(TV-Spielfilm) Atelier

Die Knickerbocker-Bande Östereeich 1996, R: Marijan D. Vaida

Eine österreichische Version der „Fünf Freunde“-Abenteuer: Die Bande der Knickerbocker trifft sich als Mutprobe nachts auf dem Friedhof und findet dort eine vermummte Gestalt sowie eine Gruft, aus der eine unheimliche Stimme spricht. Gondel

Knockin' On Heaven's Door Deutschland 1997, R: Thomas John, D: Till Schweiger, Jan Josef Liefers

„Auch Lausbuben kommen manchmal in den Himmel; das Sterbenmüssen ist offenbar Strafe genug dafür, wie sie über die Stränge schlugen. Hier geht es also um zwei junge Kerle, die sich als ,Abnippel-Experten' verstehen dürfen: Jeder für sich hat soeben im Krankenhaus die Diagnose erhalten, daß sein letztes Stündlein nah bevorstehe; doch da sie sich beide zu munter zur Verzweiflung fühlen, fassen sie gemeinsam Mut zu einem letzten Ausbruch ins nie gelebte Leben. Weithin, zugegeben, ist diese Actionkomödie ein recht kumpelhaftes Abenteuer, bei dem viele freundliche Frauen immer nur kurz hereinschauen. Doch ebendiese Frauenferne bewahrt den Helden ihre Unschuld: Lausbuben sind und bleiben sie und also unwiderstehelich. Wer will schon beim Sterben der erste sein? Aber so heiteren Herzens sieht man Kinohelden nicht alle Tage zum Himmel fahren.“(Der Spiegel) UT-Kinocenter, UFA-Stern, Casablanca (Ol)

L

Laurel & Hardy Stummfilme USA 1922-29, R: Larry Semon u.a., D: Stan Laurel & Oliver Hardy / mit live gespielter Klavierbegleitung

In „The Finishing Touch“, „Golf“, „Two Tars“und „Big Business“basteln Laurel & Hardy unter anderem ein Fertighaus zusammen und verkaufen mitten im Juli Weihnachtsbäume. Kino 46

Leavin' Las Vegas USA 1995, R: Mike Figgis, D: Nicolas Cage, Elisabeth Shue

„Cage zeichnet hier das Portrait eines Mannes in einem Teufelskreis aus Trunkenheit. Anders als bei dem Trinker aus „Lost Weekend“kann auch die Liebe einer guten Frau ihn nicht mehr retten. Trotzdem begegnet er ihr in der Person einer jungen Prostituierten. Shue gelingt es, diese Klischeefigur mit viel Persöhnlichkeit und Tiefe lebendig werden zu lassen. Sie ist für Cage der tröstende Engel des Todes, und in der letzten Szene sitzt sie neben seinem Leichnam in einem schäbigen Motelzimmer. Diese Bild hat die karge Schönheit eines Gemäldes von Edward Hopper.“(The Observer) Atelier

Lost Highway USA 1996, R: David Lynch, D: Bill Pullman, Patricia Arquette

„Wer rationale Erklärungen für diese faszinierende Reise in die Tiefen des Unterbewußtsein erwartet, wird von Lynch enttäuscht. Denn der Kino-Visionär konfrontiert in seinem Film-Puzzle das Publikum mit einer anderen Welt, auf die sich jeder selbst einen Reim machen muß. Raum, Zeit und Realität sind bloß Spielmaterial, um Themen wie Seelenwanderung, Persönlichkeitsspaltung oder schicksalshafte Kreisbewegungen effektvoll in Szene zu setzen. Zwischen Kafka und Hitchcock, Schizophrenie und Paranoia pendelnd, ist „Lost Highway“ein kompromißloses, wen auch nicht restlos überzeugendes Experiment, das sich als betörendes Beiwerk oder bewußtseinserweiternde Kinodroge interpretieren läßt.“(Bremer) Schauburg

M

Mary Poppins USA 1964, R: Robert Stevenson, D: Julie Andrews, Dick van Dyke

„Einer der besten Kinderfilme überhaupt! „Mary Poppins“ist ein perfektes und originelles Musical mit einer zeitlosen Geschichte, eine fehlerlose Mischung aus Realfilm und Zeichentricksequenzen, wunderschönen Songs und einem Drehbuch, das den Charme des Kinderbuchs ins andere Medium herüberrettet. Als Kindermädchen gleitet Mary Poppins aus dem Himmel zu zwei Kindern hinab und benutzt dabei ihren Regenschirm als Fallschirm. Die Kinder merken bald, daß dies keine gewöhnliche Gouvernante ist, denn während sie ihnen gutes Benehmen beibringt, unternimmt sie mit ihnen eine Reihe von fantastischen Ausflügen. (Baseline) UFA-Palast

Matilda USA 1996, R: Danny DeVito, D: Mara Wilson, Danny DeVito

„Danny DeVitos Verfilmung von Roald Dahls „Mathilda“ist ein wildes Werk ohne jede Sentimentalität. Es steht hemmungslos auf der Seite seiner frühreifen sechsjährigen Heldin gegen ihren Vater Mr. Wormwood, einen korrupten Gebrauchtwagenhändler, ihre bingosüchtige Mutter und Miss Trunchbull, die kinderhassende Sadistin, die Mathildas Schule leitet. Dies ist Dahl als Neo-Dickens mit seiner kleinen Heldin, die ihre telekinetischen Fähigkeiten einsetzt, um für Bildung und Menschlichkeit zu kämpfen. So inszeniert und ausgestattet, daß sie möglichst nah an die Atmosphäre eines Märchenbuchs herankommt, ist diese vergnügliche Komödie über einen Rachefeldzug extrem zweischneidig. Ich könnte sie mir jedenfalls nicht als den angemessenen Film für die Abschlußfeier einer Schule für höhere Töchter vorstellen.“(The Observer) Atlantis, Kino 46, UFA-Stern

Metro USA 1996, R: Thomas Carter, D: Eddie Murphy, Michael Rapaport

„Keiner quasselt so viel, so schnell und so verqueres Zeug wie Eddie Murphy. Idealbesetzung also für die Rolle des unorthodoxen Polizeipsychologen, der Geiselnehmern lieber ein Loch in den Bauch redet, als ihnen eine Kugel in den Bauch schießt – bis ein Supergangster einen unerbittlichen Privatkrieg anzettelt. Herausragend auch die anderen Darsteller, die Actionsszenen, das Set-Design, die süffisanten Ideen am Rande. Alle Ingredienzen aber sind verschwendet an eine hanebüchene 08/15-Story, die man schon zu oft im Kino über sich ergehen lassen mußte.“(tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

R

Das Relikt USA 1996, R: Peter Hyams, D: Penelope Ann Miller, Tom Sizemore

„Mögen Sie Actionhorror pur? Monster-Movies wie „Der Blob“, „Tremors“oder „Aliens“? Dann sitzen Sie im „Relikt“hundertprozentig in der ersten Reihe. Für Schocks und Schauer, Splatter und Spannung sorgt hier eine blutrünstige Schleimkreatur, die sich im morbiden Naturkundemuseum von Chicago eingenistet hat, dort ihr Unwesen treibt und erstmal einem Nachtwächter den Kopf abbeißt. Der Genre-Spezialist vom Dienst, Peter Hyams, haut effektvoll auf den Putz und läßt einen furchteinflößenden Labyrinthgrusler der alten Schule von der Leine: Dunkle Gänge, dunkle Räume, dunkle Ecken und hinter jeder Tür wartet eine Schreckenssekunde auf die Helden und auf uns.“(Bremer) City, UFA-Stern

Rosanna's letzter Wille USA/Italien/Großbritannien 1996, R: Paul Weiland, D: Jean Reno, Mercedes Ruehl

„Über alles liebt Marcello, Trattoria-Besitzer in einem kleinen italienischen Dorf, seine Frau Rosanna, die unheilbar krank ist. Eigentlich kein idealer Ausgangspunkt für eine heiter-romantische Komödie. Doch Drehbuchautor Saul Turteltaub hat aus einer italienischen Volkserzählung eine im besten Sinne altmodische Komödie gemacht. Voller Zuneigung wird man Zeuge, wie der cholerische Marcello verzweifelt versucht, jedermann am Leben zu erhalten, weil nur noch drei Gräber auf dem Dorffriedhof frei sind. Denn der letzte Wunsch der angeblich Todgeweihten ist es, in Heimaterde begraben zu werden. Der Film setzt auf kauzige Charaktere und den widerborstigen Charme Jean Renos, der der sympathischen Figur des stets hysterischen Gastwirts die unbändige Energie einer Comicfigur verleiht.“(D. Lackner) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Die Rückkehr der Jedi-Ritter USA 1983/97, R: Richard Marquand, D: Mark Hamill, Harrison Ford, Carrie Fischer

Auch der letzte Teil der „Star-Wars-Trilogie“wurde jetzt aufwendig restauriert und mit neuer Tontechnik und Computeranimation aufgepeppt. Europa, UT-Kino, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)

S

The Saint – Der Mann ohne Namen USA 1997, R: Philip Noyce, D: Val Kilmer, Elisabeth Shue

„Was versteht man beim Film unter „Franchise“? Antwort: ein lizensiertes Markenzeichen wie James Bond oder Batman. Und was macht, wer ein solches Franchise-Produkt lancieren will, aber außer einer kultig angestaubten Romanfigur und einem 60-Mio-Dollar-Budget keinen blassen Schimmer hat, wie das geht? Antwort: Er klaut, wo's nur geht. Bei dem für die Wiedergeburt von Simon Templar verantwortlichen Paramount-Studio erinnerte man sich zudem an den letzten Hit – „Mission: Impossible“– und verpflichtete Regieroutinier Philip Noyce, der bereits mit zwei Tom-Clancy-Adaptionen seine Franchise-Tauglichkeit bewiesen hatte. Ähnlich wie bei der abstrusen Cruise-„Mission“kümmerten sich die Autoren einen Dreck um Story, Plot und Logik.“(TV-Spielfilm) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol) / UFA-Palast auch in der Originalfassung ohne Untertitel

Set it off USA 1996, R: Gary Gray, D: Jada Pinckett, Quenn Latifah

„Sie sind Girlz N The Hood: Die hart arbeitenden Freundinnen Stony, Frankie, Cleo und Tisean fühlen sich vom System betrogen und verfallen auf eine irre Idee. Von der lokalen Kiezgröße mit Waffen ausgestattet, beginnen sie eine Karriere als Bankräuberinnen. Das löst finanzielle Probleme und sorgt für den richtigen Adrenalin-Kick – bis sich die Lage dramatisch zuspitzt. Der bestechend besetzte Film ist actionreich, hedonistisch, bewegend, cool. Und kommt der Idealvorstellung eines feministischen Thrillers erstaunlich nahe.“(tip) UFA-Palast

Shine – Der Weg ins Licht Australien 1996, R: Scott Hicks, D: Geoffrey Rush, Noah Taylor, Armin Mueller-Stahl, John Gielgud

Eines der beliebtesten Klischees über Künstler ist es, daß Genie und Wahnsinn nahe beieinander liegen. Wenn nun der australische Film „Shine“von einem virtuosen Pianospielers handelt, der in der psychiatrischen Anstalt landet, sind die Erwartungen schon vorprogrammiert. Und werden zum Glück gründlich enttäuscht. Der Regisseur Scott Hicks erzählt hier die wahre Geschichte von David Helfgott, der in den 50er Jahren als Wunderkind am Flügel reüssierte, auf der Bühne nach dem Spielen des berüchtigt schwierigen 3. Pianokonzerts von Rachmaninoff zusammenbrach und nach einer langen geistigen Umnachtung wieder den Weg in die seelische Gesundheit und ans Klavier fand. Armin Mueller-Stahl spielt Davids Vater als eine wahrhaft erschreckende Mischung aus Tyrann und Opfer. Sein Gegenpol ist John Gielgud in einer weiteren schönen Nebenrolle als ein Musikprofessor, der David in London fördert und so etwas wie sein Traumvater ist. Das Wunderbare an diesem Film ist es, das er trotz Geisteskrankheit und Davids gescheiterter Weltkarriere alles andere als deprimierend ist. Dafür ist Hicks ein zu romantischer und warmherziger Erzähler. (hip) Schauburg

Space Jam USA 1996, R: Joe Pytka, D: Michael Jordan, Bugs Bunny, Daffy Duck

„Einen explosiven Cocktail aus Wirklichkeit und Cartoonphantasie hat das Team Reitman/Pytka hier gemixt: Wo sich Bob Hoskins noch mit einem einzigen Zeischntrick-Hasen namens Roger Rabitt herumschlagen mußte, wird Michael Jordan, einer moderenen Alice in MTV-Wunderland gleich, ganz in die Welt der Cartoonfiguren verpflanzt. Während am einen Ende der Geschichte die Gummikörper der Tooney Tunes für überbordende Phantasie sorgen. stehen am anderen Ende Basketballspieler, die sich alle selbst spielen, für einen bizarren Realitätskick.“(epd-Film) UT-Kinocenter, Schauburg

Star Wars I - III USA 1977-83, R: George Lucas und seine Epigonen, D: Harrison Ford, Mark Hamill, Carrie Fisher

Alle drei frisch aufpolierte Teile hintereinanderweg in einer Spätvorstellung bedeutet gut sechs Stunden Spacegeballer und Instant-Mythos. Wer durchhält, hat die erste Initiation zum Jedi-Ritter geschafft. Europa

Die Story von Monty Spinnerratz Deutschland 1997, R: Michael F. Huse, D: Lauren Hutton, Beverley D'Angelo

„Die Marionetten der Augsburger Puppenkiste ins Kino zu bringen ist prinzipiell eine tolle Idee. Nur ist sie hier leider völlig verschenkt. Mit Blick auf den US-Markt nahm man ein amerikanisches Kinderbuch als Vorlage und verlagerte damit den Aktionsbereich der „fränkischen Muppets“über den großen Teich. Der Charme der Puppen ist dabei anscheinend irgendwo im Hudson River untergegangen.“(V. Bleek) UFA-Palast

T

Tage wie dieser... USA 1996, R: Michael Hoffman, D: Michelle Pfeiffer, George Clooney

„In dieser gefälligen, wenn auch etwas zu lange köchelnden romantischen Komödie treffen sich die beiden gehetzten alleinerziehenden Eltern George Clooney und Michelle Pfeiffer an dem nervigsten Tag ihres Lebens. Er ist Journalist bei einer Boulevardzeitung, sie ist Architektin. Beide haben zu viel zu tun und niemanden, der für diesen Tag auf ihre Kinder aufpasst. Obwohl sie sich auf den ersten Blick nicht leiden können, einigen sie sich nach einigem Zögern darauf, für diesen Tag die Elternpflichten zu teilen. Pfeiffers Sohn und Clooneys Tochter haben aber ihre eigenen Pläne und spielen ihren Eltern einen Streich nach dem anderen. Bei den komischen Streitigkeiten versuchen die beiden Stars sich gegenseitig auf bewunderswertem Niveau die Show zu stehlen. Aber leider dauert es eine kleine Ewigkeit bis zu dem Kuß, der sie zusammenbringt und so das fanatisch romantische Idealpublikum solcher Filme befriedigt. Wundern Sie sich also nicht, wenn jemand im Kino schreit: „Nun küss' ihn doch endlich!“(International Herald Tribune) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

Twin Town Großbritannien 1997, R: Kevin Allen, Llyr Efans, Rhys Efans, Dorien Thomas

Seine walisische Heimatstadt Swansea präsentiert Regisseur Kevin Allen hier als Sündenpfuhl, komplett mit heruntergekommenen Bordellen, kitschigen Karaoke-Bars, fluchenden indischen Kellnern und netten alten Großmüttern, die süchtig nach psychedelischen Pilzen sind. Nicht nur vor dem sehr schwarzen, britischen Humor muß man Feingeister bei diesem Film warnen: Mit über 500 sogenannten „F-Wörtern“hat „Twin Town“wohl Anrecht auf einen Platz im Guiness-Buch der Weltrekorde. Die Helden des Films sind die Brüder Julian und Jeremy Lewis, die einen Privatkrieg gegen die Unterwelt des Städtchens vom Zaume brechen, und dabei so schwachsinnig, respektlos und amoralisch agieren, daß sie natürlich unbesiegbar bleiben, wenn sie mit einem rasent schnell steigenden Gewaltquotienten die feine Ganovengesellschaft von Swansea aufmischen. Sie sind Comic-Figuren, eine walisische Version von Beavis & Butthead, die von den Brüdern Llyr und Rhys Ifans ohne Rücksicht auf Psychologie und Glaubwürdigkeit mit frohgemuter Garstigkeit und ständig bekifftem Blick auf die größten Lacher hin gespielt werden. (hip) Schauburg, MUWI-Filmkunst

V

The Van Irland/Großbritannien 1996, R: Stephen FRears, D: Colm Meaney / Orignalfassung mit Untertiteln

„Zwei Arbeitslose in Dublin beweisen Eigeninitiative und betreiben eine fahrbare Imbißbude. Der wirtschaftliche Erfolg führt zu einer Krise ihrer Freundschaft. Volkstümliche, locker in Szene gesetzte Komödie um Fritten, Freundschaft und Fußball nach einem Roman von Roddy Doyle.“(tip) Kino 46

Vertrauter Feind USA 1997, R: Alan J. Pakula, D: Brad Pitt, Harrison Ford

„Wer ein rechtschaffender Ire ist, läßt einen Landsmann in der Fremde nicht verkommen. So gibt der New Yorker Streifenpolizist Harrison Ford Brad Pitt, der frisch aus Belfast gekommen ist, eine Bleibe. Daß das keine gute Idee ist, zeigt der Film. Pitt entpuppt sich als IRA-Untergrundkrieger, der in den USA eine Ladung Raketen beschaffen soll. Als der brave Ford das spitzkriegt, wird einerseits aus dem Krimi ein tränenschweres Männerfreundschaftdrama und geht andererseits ein so mächtiges Geballer los, daß der Krieg in Belfast fast idyllisch erscheint.“(Der Spiegel) UFA-Stern

14 Tage lebenslänglich Deutschland 1996, R: Roland Suso Richter, D: Kai Wiesinger, Michael Mendl, Sylvia Leifheit

„Wenn ein Film mit einer derart kalten, gefühlslosen Sexszene beginnt wie dieser, dann ahnt man schon, daß es anders läuft als in all den Komödien und Beziehungsfilmchen aus deutschen Landen. Für Roland Suso Richters sehenswertes Knastpsychodrama magerte Kai Wiesinger deutlich ab; auch optisch wollte er sich deutlich von seinem bisherigen „Softie“-Image distanzieren. Um seine verschuldete Kanzlei medienwirksam ins Gespräch zu bringen, akzepiert der arrogante Junganwalt Wiesinger eine Erzwingungshaft von 14 Tagen für nichtbezahlte Parktickets. Doch kurz vor seiner Entlassung wird in seiner Zelle eine große Menge Kokain gefunden, und er wird zu zwei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Er weiß, daß er reingelegt worden ist. Und er ahnt auch, von wem ...“(Tv-Spielfilm) Ufa-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)

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Wer ist Mr. Cutty? USA 1996, R: Donald Petrie, D: Whoopi Goldberg, Diane Wiest, Eli Wallach

„Was haben sich die Produzenten dieser vorhersehbaren und erschreckend witzarmen Hochfinanzkomödie gedacht? Vielleicht: Wenn Robin Williams als ältliche Babysitterin komisch war, daß Whoppi Goldberg als ältlicher Finanzhai noch komischer wäre? Von wegen! In der Tradition (aber nicht der Klasse) von „Tootsie“und „Mrs. Doubtfire“schlüpft Whoopi Goldberg in die Doppelrolle. Als Laurel Ayres hat sie zwar ein Händchen an der Wall Street, aber auch das falsche Geschlecht. Sie erfindet den Geschäftspartner Robert Cutty, läßt sich schließlich zum Mann ummodeln und geigt allen Chauvinisten die Meinung. Man weiß nicht, was unglaubwürdiger ist: das Make-up oder die Moralpredigt.“(TV-Spielfilm) UFA-Stern

William Shakespeares Romeo & Julia USA 1996, R: Baz Luhrmann, D: Leonardo DiCaprio, Claire Danes

„Kinder reicher Eltern, die in großen Schlitten durch die Gegend fahren und sich kleine Schießereien liefern: Wie bei der zufälligen Begegnung an der Tankstelle, die dann in Flammen aufgeht – Auftakt für „William Shakesspeare's Romeo & Julia“, der selbstverständlich keinen klassischen Theaterfilm abgibt. Regisseur Baz Luhrmann spielt ironisch mit Versatzstücken aus der elisabethanischen wie der heutigen Zeit. Die Geschichte von Romeo und Julia wird von einer farbigen Ansagerin im Fernsehen präsentiert, wo – und das ist überhaupt der Clou des ganzen Films – allerdings Original-Shakespeare gesprochen wird. Luhrmanns Film ist eine echte Teenage-opera, unglaublich romantisch und tragisch zugleich, unterstrichen von einer Musik, die den Film stellenweise wie ein Musical erscheinen und seine Bilder grell explodieren läßt. Ausgesprochen sympathisch und natürlich herzergreifend.“(taz) UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)