Index on Censorship

„Es ist gefährlich, recht zu haben, wenn die Regierung unrecht hat“, wird Voltaire in einem der hier vorgestellten Texte zitiert. Dies scheint mir um so schwerwiegender in einer Situation, wo weder Diktatur noch Demokratie herrschen, sondern die Imitation von Demokratie, ein Zustand, der alle Grenzen verwischt und klare Definitionen unmöglich macht.

So zu erwarten für die am 29. Mai in Indonesien stattfindenden Wahlen, in denen Präsident Suharto sich sein fein ausbalanciertes politisches System von Toleranz und Gewalt wird bestätigen lassen. Die indonesischen Journalisten Andreas Harsono und Goewanan Mohamad diskutieren auf diesen Seiten den Zustand der Presse-Unfreiheit in ihrem Land.

Dabei warnt Goewanan Mohamad auch vor dem multikulturellen Anspruch des Zelebrierens von Differenzen; er könnte in ein „Apartheidsystem der Werte“ münden, an dessen Ende der Rückgriff auf Gewalt steht.

Auf einer Reise durch den Balkan ist auch die aus Bulgarien stammende BBC-Mitarbeiterin Milena Mahon auf die uneingelösten Versprechen des Universalismus gestoßen, die das Definieren von Grenzen und Differenzen wieder so beliebt gemacht haben. „Was waren eigentlich die externen, was interne Grenzen, welche waren geographisch, welche politisch, was waren ethnische, was sprachliche Grenzen?“

Zwei Kurzgeschichten, „David“ von Ghazi Rabihavi und „Quasimodo“ von Liu Zili, die in den Ländern ihrer Entstehung, China und Iran, nicht publiziert werden dürfen, runden die heutige Auswahl ab. Uta Ruge, London