Der Deal mit dem Hafen

■ Vom Grasbrook nach Altenwerder

Die Augen strahlten, was sie konnten. „Zu gratulieren“sei dem Bürgermeister zu seiner Hafen-City, rief Helmuth Kern. Hamburgs Wirtschaftssenator der 70er Jahre, der vor allem durch seine unrühmliche Absiedlung des Dorfes Altenwerder bekannt wurde, war am Mittwoch ins Rathaus geeilt, um Henning Voscheraus Worten zu lauschen.

Aus gutem Grund: Am Mittwoch wurde nicht bloß die Ausdehnung der City in den Hafen, sondern dessen gesamte Entwicklung und Umstrukturierung verkündet. So, wie sie sich Kern erträumt hatte. Seit 30 Jahren werde versucht, den Hafen „konzentriert“nach Westen zu verlagern – zugunsten kürzerer Wege für die Containerschiffe bis zum Meer. Mit dem Ausbau Altenwerders zum Logistik-Zentrum sei dieses Ziel nun in greifbare Nähe gerückt. Da findet Kern „es logisch, die Flächen im Osten aufzugeben, zu verkaufen und dort Gewerbe und Wohnungen anzusiedeln.“

Zumal der Pleite-Stadt durch diesen Hafen-Ausverkauf die Finanzierung der Hafenerweiterung gelingen dürfte: Etwaige „Überschüsse“aus den Flächengeschäften rund um den Grasbrookhafen, bestätigte Voscherau, seien für Altenwerder „herzlich willkommen“. Die Finanzierung des umstrittenen Milliardenprojekts sei „aber auch so gesichert“, wiegelte er ab, notfalls „aus dem Haushalt“. Warum dann das Finanzierungskonzept für Altenwerder weiterhin auf sich warten läßt, bleibt ein Rätsel.

Doch niemand soll denken, die hehren Visionen von der Wasser-City Hamburg dienten einzig dazu, andere Projekte zu bezahlen oder ganz profan Lücken im städtischen Haushalt zu stopfen. Er, Voscherau, betreibe vielmehr die „Wiedergutmachung nach 100 Jahren“: 20.000 BewohnerInnen und Gewerbetreibende waren damals von Kehrwiederspitze und Grasbrook zwangsabgesiedelt worden, um die Speicherstadt bauen zu können.

Führende Mitarbeiter der Wirtschaftsbehörde sehen das anders. Altenwerder werde mangels Alternativen „maßgeblich“durch die Grundstücksverkäufe finanziert werden müssen. Und der Deal sei ja geschickt eingefädelt: Der HHLA-Tochter GHS, die sich jetzt am Hafenrand verdingt, gehören zufällig auch schon Grundstücke in Altenwerder. hh