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: Go, Kitty-Yo!, Kante und Couch feiern Record Release auf der Insel

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Go, Kitty-Yo!, Kante und Couch feiern Record Release auf der Insel

Wie soll man sich bei Tausenden täglich neuer Tonträger noch zurechtfinden? Eine Variante ist, sich an der Farbe des Covers zu orientieren und zum Beispiel in der Hoffnung auf eher gedeckte Klänge nur noch Grautöne zu sammeln. Mehr Treffsicherheit bietet allerdings das Label, das, wenn es denn ein halbwegs ordentliches ist, für ein Mindestmaß an Qualität bürgt. Kennt es darüber hinaus keiner außer dir und deinen Freunden, darfst du sogar leise „Kult“ oder sonstige Überschwenglichkeiten hauchen.

Heute abend feiert Kitty-Yo! Int., das örtliche Label mit direktem Draht zur Zukunft. 1994 von Raik Hölzel, Heike Riemann und Patrick Wagner auf vier Quadratmetern Brunnenstraße gegründet, kann es aufregende Entdeckungen vorweisen: Wuhling veröffentlichten hier ihre erste Single, die Lippok-Brüder und ihre Mitarbeiter alias To Rococo Rot und Tarwater begannen hier an Post- Techno herumzubasteln, und neben Werken von Kerosin und Go Plus gibt es auch noch drei sehr ordentliche Alben von Surrogat. Weiter geht es heute abend jedoch mit neuen Abenteuern in Postrock: Kante aus Hamburg legen mit „Zwischen den Orten“ einen Ansatz vor, den man vielleicht aus dem Chicagoer Tortoise-Umfeld, aber niemals aus der Stadt der Germanisten und Gitarristen erwartet hätte. Elektronik aus dem unterirdischen Labor zurück in den Garten holen und entdecken, daß ein Interface existiert. Oder andersherum. Von den Rockern mit den fliegenden Haaren und ihren tollkühnen Gitarren mal schnell die Instrumente geliehen und sie rückwärts gespielt, daß es noch ordentlich rollt, aber nicht mehr so laut rockt.

Von derselben Baustelle kommen Couch aus München, die seit 1993 an einem zeitgemäßen Entwurf reduzierter Musik basteln und mit „etwas benutzen“ ihren zweiten Longplayer nachschieben. Eine Spur kräftiger als Kante und mit Anflügen von Noise und Avant- Jazz hypnotisieren sie ohne einzulullen oder gleich die große Abrißbirne aufzufahren. Und dann gibt es auch noch Egoexpress: Ziemlich konstruiert und kaum mitnehmend referieren ihre eher grobschlächtigen Funhouse-Tracks eine Selbstironie, die nicht so angemessen ist. Ganz, als hätte man ihnen zu Weihnachten ein tolles Studio geschenkt, sampeln sie hier, pumpen dort und pappen es mit Superkleber aneinander – was allerdings live hoffentlich ganz anders aussieht. Gunnar Lützow

Kante, Couch und Egoexpress heute abend ab 22 Uhr auf der Insel der Jugend, Treptower Park