Busbetriebe haben vor allem Imageprobleme

■ Reisen mit dem Bus liegt bei den Bundesbürgern hinter Flugzeug und der Fahrt mit dem eigenem PKW auf Platz drei. Im Linienverkehr sind Ziele in Osteuropa der Hit

Sowohl Linien- als auch Charterbusreisen leiden unter erheblichen Imageproblemen. Die am häufigsten genannten Gründe, die für die meisten Touristen klar gegen die Reise mit dem Bus sprechen, sind mangelnde Bequemlichkeit, die Enge und daß der Bus einfach zu langsam sei. In puncto Sicherheit – soweit eine von Gruner+Jahr veröffentlichte Marktanalyse über Busreisen (Nr. 8/97) – wird der Reisebus unterschätzt. Bei der Beurteilung der Sicherheit landete der Bus bei den Befragten auf dem letzten Platz, dabei sollen die Risiken eines tödlichen Unfalls weit geringer sein als beim Flugzeug, bei der Bahn oder dem PKW. Auch im Hinblick auf die Umweltfreundlichkeit kommt der Bus, gemssen an der Realität, viel zu schlecht weg.

Im vergangenen Jahr mußten etliche der 1.200 deutschen Busunternehmen Umsatzeinbußen von insgesamt bis zu sechs Prozent hinnehmen. Dennoch benutzten noch 1996 rund 4,5 Millionen Deutsche den Bus als Verkehrsmittel für ihren Haupturlaub. Mit einem Anteil von 9,2 Prozent lag er hinter dem Flugzeug und PKW auf dem dritten Platz. In den neuen Bundesländern scheinen Busreisen mit einem 14-Prozent-Anteil noch deutlich beliebter zu sein als in Westdeutschland.

Mit rund elf Prozent Fahrbeteiligung hielten sich die Passagierzahlen bei den Linienbusreisen im Vergleich zum Charterbus-Bereich einigermaßen konstant. „Bis zu 70 Prozent unserer Passagiere bestehen aus den verschiedenen ethnischen Gruppierungen“, erklärt Jürgen Patt, der Verkaufsleiter des größten deutschen Linienbusunternehmens Touring Eurolines, „darunter befinden sich vor allem Zuwanderer und Gastarbeiter aus Kroatien, Serbien und der Türkei, die mit uns möglichst preiswert ins Heimatland reisen können.“

Die Touring Eurolines ist eine Tochterfirma der Deutschen Bahn AG. Eine Konkurrenz zum Schienenverkehr bestehe jedoch nicht. „Die Linienbusse stellen eher eine Ergänzung zum Bahnverkehr dar“, erklärt der Verkaufsleiter. Vor allem werden Ziele angefahren, die mit der Bahn und dem Flugzeug weniger günstig erreichbar sind. „Innerhalb von Deutschland werden unsere Preise denen der Bahn angeglichen“, erklärt Patt, „so richtig billig wird es also erst bei unseren Fernreisen.“

Eine neue Zielgruppe für Busunternehmen sind mittlerweile auch Schüler und Studenten. Leute eben, die ebenfalls über ein geringes Einkommen (weniger als 2.000 Mark netto) verfügen und zudem bereit sind, die diversen Inkommoditäten einer Busfahrt noch gelassen hinzunehmen.

Die derzeit beliebtesten Reiseziele im Buslinienverkehr sind die ehemaligen Ostblockstaaten. Ebenfalls beliebt sind Städtetouren, beispielsweise nach Paris, Wien und London. Die Veranstalter von Charterbusfahrten sehen vor allem im Event-Bereich eine erhebliche Zuwachschance: Allein zu den fünf Stella-Musicals in Hamburg, Stuttgart, Bochum und Duisburg sollen täglich 2.000 BesucherInnen mit dem Bus anreisen. Auf dem alternativen Charterbus- Reisemarkt geht der Trend eindeutig zu kombinierten Rundfahrten mit dem Bus und dem Fahrrad im Gepäck. Kirsten Niemann