■ Auf du und du mit Detektiven
: Boomendes Gewerbe

Frankfurt/Main (taz) – „Hier Jim Rockford, bitte hinterlassen sie ihren Namen und ihre Telefonnummer. Ich rufe umgehend zurück.“ Und schon stürzt sich US-Privatdetektiv Rockford auf spektakuläre Fälle – im Fernsehen. Im richtigen Leben dagegen hätten er und all die anderen Detectives vom Bildschirm kaum eine Chance, etwa in den Bundesverband der Deutschen Detektive (BDD) aufgenommen zu werden.

„Eine Observation im roten Ferrari wie bei Magnum, ist schnell geplatzt und der Ermittler verbrannt“, weiß Walter Haase zu berichten, der für den BDD das verbandseigene Lehrinstitut leitet. „Graue Mäuse mit unauffälligen Autos. Das sind die besten Detektive.“

Zu seiner Jahrestagung hatte der BDD, der älteste Detektivverband in Deutschland, seine Mitglieder gestern nach Frankfurt geladen. Rund 160 selbständige Detekteien mit etwa tausend MitarbeiterInnen aus neun Nationen vertritt der BDD.

Und das Gewerbe boomt, sagt Verbandspräsident Bodo Scholl. Umsatz 1996: 120 Millionen Mark – ohne den Kaufhausbereich. Die Detektive von heute schnüffeln nämlich (fast) nicht mehr für bescheidene Stundensätze untreu gewordenen Ehemännern oder -frauen hinterher. Auch das Aufspüren säumiger Unterhaltspflichtiger ist zurückgegangen. Rund sechzig Prozent der Aufträge kommen heute aus der Wirtschaft.

Diskret und im Vorfeld staatlicher Ermittlungen sollen die Detektive für Groß- und Einzelhandelsunternehmen und auch für Banken und Versicherungen etwa interne Diebstahlserien aufklären oder die Spur von MitarbeiterInnen aufnehmen, die sich mit der Kasse abgesetzt haben. „Insbesondere renommierte Firmen legen Wert darauf, daß solche Dinge nicht in der Öffentlichkeit breitgetreten werden“, sagt Scholl. Auch muß ein von Industriespionage bedrohtes Unternehmen schon einmal entwanzt werden. Für einen Honorarrahmen von 3.000 bis 6.000 Mark pro Fall kommt dann der Detektiv, der – „Ehrensache“, sagt Scholl – selbst keine Wanzen legen darf.

Die Internationalität des Verbandes und seiner Mitglieder, so Scholl weiter, garantiere auch die prompte Erledigung von Aufträgen in den Zeiten der Globalisierung der Märkte. „Schnelle Kommunikation über die Grenzen wirkt sich für unsere Kunden auch kostengünstig aus.“ Immerhin liege die Erfolgsquote bei satten 80 Prozent. Und davon könnten Polizisten doch nur träumen. Klaus-Peter Klingelschmitt