Votum für Rot-Grün

■ Auf ihrem Bundeskongreß wollen die Jusos keine Debatte zu Kanzlerkandidat

Berlin (dpa) – Die Jungsozialisten wollen derzeit keine Debatte zum Kanzlerkandidaten der SPD. „Inhalt und Profil kommen zuerst, dann die Nase“, sagte Juso-Vorsitzende Andrea Nahles gestern in Berlin. Dort begann am Nachmittag ein dreitägiger Bundeskongreß der SPD-Nachwuchsorganisation.

Nahles sagte, sie sei gegen eine Diskussion darüber, welcher „Kürbiskopf“ es denn nun werde. Die Tatsache, daß die Jusos den SPD- Vorsitzenden Oskar Lafontaine zu ihrem Kongreß eingeladen hätten, nicht aber den niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder, sei keine Präjudizierung.

Die Juso-Chefin wandte sich auch gegen ein Vorziehen der Entscheidung über den Kanzlerkandidaten. Einen Beschluß im Frühjahr 1998 halte sie für vernünftig. Die Partei dürfe sich nicht auf einen vorzeitigen Kandidatenverschleiß einlassen. Sollte die SPD Schröder zum Herausforderer von Bundeskanzler Helmut Kohl bestimmen, würden die Jusos ebenso Wahlkampf für die SPD führen. Bei den rund 120.000 Jusos gebe es ein klares Votum für ein „rot-grünes Ablösungsbündnis“ zur Bundestagswahl 1998.

Die Jungsozialistin mahnte erneut eine deutliche Verjüngung der SPD-Bundestagsfraktion an. Daß der 53jährige Lafontaine ein Bundestagsmandat anstrebe, sei „noch im grünen Bereich“. Nahles forderte den Parteivorstand zur Initiative auf, falls die Jusos nach den Entscheidungen in den Wahlkreisen auch bei der im Juni beginnenden Landeslistenaufstellung keine jüngeren Kandidaten durchsetzen könnten. „Das ist die Feuerprobe“, erklärte Nahles. Die Haltung Lafontaines bei den Verhandlungen zur Steuerreform bezeichnete die Juso-Vorsitzende als richtig. „Einige Ministerpräsidenten ebnen die Unterschiede allzu schnell ein.“

Im Mittelpunkt des Bundeskongresses steht heute die Vorstandsneuwahl. Die 26jährige Bonner Germanistik-Studentin Nahles will sich zur Wiederwahl stellen. Erstmals seit 15 Jahren gibt es keinen Gegenkandidaten. Nahles führt die Jusos seit September 1995.