Mobutu bereitet sich auf den Machtwechsel vor

■ Die letzten Windungen des zairischen Präsidenten: Die Armee soll Wahlen organisieren, er selbst tritt nicht mehr an. Die Rebellen Kabilas marschieren weiter

Kinshasa (taz) – Zaires Präsident Mobutu hat den Weg in die Heimat noch nicht gefunden: Sein Informationsminister, Kin-Kiey Molumba, gab gestern bekannt, Mobutu werde noch einen Tag länger in Libreville bleiben, um dort den südafrikanischen Vizepräsidenten Mbeki zu treffen. Mbeki hielt sich gestern zu Verhandlungen mit Rebellenführer Laurent Kabila in Lubumbashi auf. Kabila und Mobutu haben eingewilligt, sich am nächsten Mittwoch ein weiteres Mal an Bord eines südafrikanischen Bootes zu treffen.

Der ad hoc einberufene frankophone Gipfel in Libreville, an dem am Donnerstag sechs westafrikanische Staatschefs teilgenommen hatten, hat nicht viel Neues gebracht. Die sechs Staatschefs forderten eine friedliche Lösung des Konflikts. Der Gipfelpräsident präzisierte Mobutus Vorschlag, den er während der Verhandlungen mit Kabila am vergangenen Wochenende vorgebracht hatte: Das Interimsparlament wird aufgerufen, seinen Präsidenten zu wählen. Dieser könnte Mobutu ablösen, sollte er zurücktreten. Mobutu stellte freie Wahlen in Aussicht, bei denen er aber nicht mehr kandidieren wolle; er sei zu krank. Die Armee rief er auf, die Wahlen zu organisieren.

Der „Außenminister“ der Rebellenallianz hat bekanntgegeben, daß die Allianz über Mobutus Vorschlag nicht verhandeln werde. Als möglicher Kandidat für den Parlamentspräsidenten wird der Erzbischof von Kisangani, Laurent Pasiynia Molsengwo, genannt. Molsengwo gilt als letzte integre und glaubwürdige Figur der zairischen Politik. Er war der erste gewählte überparteiliche Präsident des Conseil National Suprême, CNS, des Kongresses, der 1991 einberufen wurde, um Zaire in die Demokratie zu führen. Molsengwo wurde in verschiedenen politischen Manövern von Mobutu selbst ausgeschaltet. Seither ist der Weg des Präsidenten des Interimsparlaments vakant. Es ist möglich, daß das Parlament schon heute zusammentritt.

An der Bürgerkriegsfront gehen die Kämpfe unterdessen weiter. Seit einer Woche wird bei Kenge, rund 170 Kilometer östlich von Kinshasa, gekämpft. Auch rund 200 Zivilisten sollen dabei getötet worden sein, unter ihnen zehn Helfer des zairischen Roten Kreuzes, berichten religiöse Quellen. Die Zivilisten hätten einen Gottesdienst abgehalten, den die Soldaten der Armee für eine Siegesfeier der Rebellen hielten, und die Kirche daraufhin beschossen. Die zairische Armee habe massive Unterstützung von Soldaten der angolanischen Unita-Rebellen erhalten. Zudem seien die zairischen Soldaten mit je 200 Dollar bezahlt worden. Andrea König