■ Soundcheck
: Gehört: Morphine

Gehört: Morphine. Irgendwann hörst du einfach auf, die Zugaben zu zählen. Elf oder zwölf Extra-Songs haben Morphine am Sonnabend im Logo mindestens runtergerissen. Dafür sind sie nicht mal von der Bühne gegangen. Nein, das haben sie einfach so gemacht, weil sie schon mal gerade beim Spielen waren, und weil diese in den dunklen Bariton-Frequenzen dahintreibende Musik sich nicht einfach fahrplanmäßig abstellen ließ. Genauso wenig wie Mark Sandman, der – vermutlich durch Whisky bei guter Stimme und in bester Stimmung – als erratischer Fabulierer auftrat, aber vom amüsierten Publikum wie ein Entertainer gefeiert wurde.

Erstaunlich, welche Heiterkeit diese eigentlich schaudernd machenden schwarzen Tonlagen hervorrufen können. Aber Morphine, und das wurde im Logo noch deutlicher als bei den regelmäßigen Hamburg-Auftritten zuvor, interessieren sich auch nicht für bremsende Nebensächlichkeiten wie Virtuosität. Ihr Anliegen: Es muß beben. Weil es das tut, wird ihr Rock so oft sexy gerufen.

Mark Sandman glitt über seinen zweisaitigen Slide-Baß, die Variationen von Song zu Song waren minimal. Und wenn er sprach, flirrten die Worte. Saxophonist Dana Colley nutzte nach Manier des legendären Jazz-Weirdos Rashan Roland Kirk die Möglichkeiten, die sich bieten, wenn man sich zwei Saxophone gleichzeitig in den Mund schiebt. Gewaltig und einfach, diese Musik. Einfach gewaltig.

Christian Buß