Ganz scharf auf die Hafen-City

Krista Sager freut sich über Henning Voscherau, weil der grüne Forderungen nach Stadtentwicklung im Hafen übernommen habe  ■ Von Florian Marten

„Auf das schärfste“begrüßte gestern GAL-Spitzenfrau Krista Sager den Mitte der Woche von Bürgermeister Henning Voscherau (SPD) vorgestellten Plan, die Innenstadt am nördlichen Hafenrand zu erweitern. Was ihr um so leichter fiel, als das alles doch ursprünglich „eine grüne Idee“gewesen sei. Bereits Ende 1993 habe die GAL in den damaligen rot-grünen Koalitionsverhandlungen „eines der härtesten Hamburger Tabus“brechen wollen: Hafenflächen sollten der Stadt zurückgegeben werden. Krista Sager erinnerte sich gestern: „Die SPD zeigte sich zwar skeptisch, sagte aber nicht nein.“

Die rot-grüne Annäherung scheiterte zwar, doch auf Drängen von CDU und GAL richtete die Bürgerschaft 1994 eine Enquete-Kommission Stadtentwicklung ein. Im Abschlußbericht des Experten-Gremiums hieß es: „Die Öffnung des Hafengebiets für nicht-hafengebundene Nutzungen sollte kein Tabu sein.“Konkrete Flächen wurden nicht mehr angesprochen. SPD „und vor allem CDU“hätten entsprechenden Druck auf die Kommission ausgeübt, so Sager.

Ob Handelskammer oder Hafenbetriebe, ob das einflußreiche Amt für Strom und Hafenbau oder die CDU – der Widerstand der Hafenlobby gegen die Stadtplaner war bislang eisern. Das Privileg, Flächen in feinster Lage zu extremen Billigpreisen zu nutzen, sollte nicht angetastet werden. Der plötzliche Sinneswandel, zumindest von Teilen des „Hafenregimes“(O-Ton Sager), sei aber nicht besserer Einsicht zu danken. Denn Voscherau will mit der Umwandlung von billigem Hafengelände in teures Bauland, das hatte er selbst eingeräumt, die Hafenerweiterung in Altenwerder finanzieren.

Die Idee der Hafen-City gefällt den Grünen, aber nicht die geplante Umsetzung. Nach den Vorstellungen Voscheraus soll ein Privat-Unternehmen die Hafen-City entwickeln: die Gesellschaft für Hafen- und Standortentwicklung (GHS), eine Tochter der städtischen Hafen- und Lagerhaus-AG (HHLA). Die Bürgerschaft habe weder Einfluß noch Kontrolle über die GHS, kritisieren sowohl GAL als auch die CDU (siehe Bericht unten).

Die GHS, so fürchten beide, werde mit der Hafen-City nur privatwirtschaftliche Interessen verfolgen und die Grundstücke möglichst teuer verkaufen. Ergo drohe statt Wohnbebauung eine weitere Bürowüste. Die Gewinne würden in die Hafenerweiterung gesteckt – an der wiederum die GHS-Mutter HHLA ein Interesse hat. Krista Sager: „Da zeichnet sich ein gigantisches Hafenmonopoly ab.“

Vorschlag der Grünen: Eine unabhängige Hafenentwicklungsgesellschaft in städtischem Besitz soll das Flächenmanagement betreiben. Aus den Gewinnen könnte dann statt in Altenwerder im Alternativgebiet Dradenau/Petroleumhafen ein neues Containerterminal entstehen. Anders als einige Umweltverbände befürchten, könnte die Hafen-City so die Rettung Altenwerders vor dem Containerblech bringen.