Staudamm an der Rheinmündung

■ Die Niederlande riegeln die Rheinmündung ab: Schutz vor Sturmfluten der Nordsee kostet rund 1,3 Milliarden Mark

Hoek van Holland (dpa) – Die niederländische Königin Beatrix hat am Samstag das größte bewegliche Sturmflutwehr Europas in der Rheinmündung eröffnet. Bei Hoek van Holland setzte sie zwei jeweils über 200 Meter breite Schiebetore in Bewegung. Diese beiden Riesenarme können den Rhein-Ausläufer „Nieuwe Waterweg“ künftig bei einem Orkan von der Nordsee abriegeln. Dadurch wird eine Überflutung des Rhein- und Maas-Deltas bei Rotterdam verhindert. Das computergesteuerte Wehr hat mit der Verstärkung der umliegenden Deiche 1,3 Milliarden Mark gekostet. Einer der Hauptgründe für den Bau ist der Treibhauseffekt. Der gesamte Westen der Niederlande liegt unter dem Meeresspiegel und würde ohne Deiche und Dämme überschwemmt werden. Wenn die Nordsee in den nächsten Jahrzehnten, wie von Wissenschaftlern vorhergesagt, einige Zentimeter ansteigt, müßten viele Deiche erhöht werden. Ganze Siedlungen auf den Kuppen der Rhein- und Maas-Deiche müßten abgerissen werden.

Deshalb wurde in sechsjähriger Bauzeit ein ausfahrbares Wehr errichtet. Es besteht aus zwei halbkreisförmigen Stahltoren: 214 Meter lang, 22 Meter hoch und bis zu 15 Meter dick. Sie liegen normalerweise in einem „Parkdock“ an den Ufern des „Nieuwe Waterweg“. Im Ernstfall werden die Docks unter Wasser gesetzt, wodurch die Tore angehoben werden. Eine Zahnradmaschine treibt sie in den Fluß, bis sie sich in der Mitte treffen. Dann werden sie durch das Füllen von eingebauten Wassertanks auf den Grund abgesenkt.

Bei Sturmflut müssen die Tore sowohl der Nordsee standhalten als auch dem Rheinwasser, das sich auf der anderen Seite anstaut. Das Wehr soll ausgefahren werden, wenn ein Pegelanstieg von mindestens drei Metern über Normal vorausgesagt wird. Das kommt zur Zeit etwa alle zehn Jahre vor. Wenn der Meeresspiegel durch den Treibhauseffekt tatsächlich ansteigt, müssen die Tore vielleicht alle fünf Jahre geschlossen werden.