Die Baumarktbeilage. Heute: „Klonen“ Von Fritz Eckenga

Guten Tag. Meine Name ist Peter- Hans Kaltenbecher. Als Leiter einer führenden Filiale einer namhaften Baumarktkette im westlichen Westfalen, also östliches Ruhrgebiet, was aufs selbe rauskommt, möchte ich sozusagen einmal aus professioneller Perspektive eine Stellung beziehen zum Problem der Kritik an der Herstellung mehrerer identischer Tiere, also zum Beispiel Schafe wie diese Dolly, also mit anderen Worten: das Klonen.

Was soll ich dazu sagen?! Ich muß es ja wissen, hab' ich doch bei mir in meinem Geschäft, also jetzt natürlich nicht Tiere, die geklont sind, aber doch jede Menge andere Artikel, die einem Ei gleichen wie jedem anderen. Zum Beispiel Duschtassen oder Wasserhähne. Jetzt werden Sie natürlich sagen, isser denn jetzt völlig am Durchknallen, wie kann er denn Lebewesen wie Tiere oder Schafe, wie kann er die denn mit Sanitärartikeln wie Wasserhähne in einen Topf schmeißen?

Aber da muß ich Ihnen direkt mal insofern energisch entgegentreten, daß Sie bei einem so tiefgreifenden Thema wie das Klonen sich schon mal die Mühe unterziehen müssen, nicht zu kurzsichtig zu denken. Denn wenn wir einmal der Kritik der Klonengegner auf den Weisheitszahn fühlen, kommen wir nicht umhin, uns mit dem sehr weitschweifigen Problem des Schöpfungsgedankens, also mit der religiösen Betrachtung zu beschäftigen. Und dann bleiben wir nämlich nicht bei den Schafen stehen, die ja nicht identisch vervielfältigt werden sollen, weil sie Geschöpfe des Herrn sind, wie seine Kritiker sagen. Denn mit den Schafen geht es angeblich ja nur los, um Affen hat man sich auch schon gekümmert, und damit wären wir ja eigentlich schon beim Menschen.

Und hier setzt der springende Punkt nämlich ein, an dem ich den Klonenkritikern nachweisen kann, daß sie nur von zwölf bis mittags gedacht haben. Denn wenn wir die Schöpfung des Herrn nicht einer Vervielfältigung aussetzen dürfen, dann dürften wir auch nicht tausende identische Wasserhähne bauen und verkaufen. Denn Gott lebt ja in den Menschen.

Wenn er das aber tut, wovon wir jetzt einfach mal ausgehen wollen, dann lebt er doch auch in den Sanitärartikelherstellern und ja wohl erst recht in den Klempnern, oder? Und dann, das folgt daraus, sind doch die Installateure nichts anderes als der verlängerte Arm des Herrn in der Naßzelle. Deswegen kann es also gar nicht sein, daß ein Wasserhahn wie der andere ist, wenn doch der Schöpfer höchstpersönlich dem klempnernden Individuum ganz individuell die Hand bei der Wasserhahnherstellung führt. Und zwar bei jedem anders. Hier gibt er mal eine kleine Gewindedrehung mehr, da mal eine Dichtungseinpassung weniger.

Und wenn Sie das dann mal logisch ans Ende denken, müssen Sie einfach zum Schluß kommen, daß kein noch so angeblich geklonter Wasserhahn dem nächsten gleicht, und deswegen wird auch ein genetisches Mehrfachschaf oder ein Affe oder dann auch ein industrieller Mensch niemals dem andern sein bescheuertes Ebenbild sein, auch wenn er verdammt nochmal so aussieht.

Und davon kann ich Ihnen ein Lied singen. Ich kenn' doch meine Kundschaft. Und das will ich Ihnen sage: Da sind genug Klone bei. Immer für Sie da!