Zwischen den karierten Socken

■ Nett und artig: Hanns Dieter Hüschs „Meine Geschichten“

Reden ohne Luft zu holen ohne Pause zwischen Worten und Sätzen Reden übers Einkaufen über karierte Socken und über das Einkaufen das ewige Einkaufen und dann diese Socken also ich weiß nicht da muß man doch mal drüber reden und zwar ohne Luft zu holen zwischen den Socken.

Punkt. Genüßlich durchatmen. Irgendwann macht selbst Hanns Dieter Hüsch eine Redepause. Zugegeben, er tut es selten. Die meiste Zeit schlug der Kabarrettist gestern den Zuschauern in Alma Hoppes ausverkauftem Lustspielhaus Wörter und Sätze im Rekordtempo um die Ohren. Man kennt das von Schallplatten: Je schneller das Grammophon sie dreht, desto unverständlicher klingen sie. Ähnliches gilt für Hüsch. Je schneller er spricht, desto mehr verwischen die Worte. „L'usage estinterdit pendant l'arret dutrain engare“, strahlt der Kabarrettist. Dreimal muß er die Worte wiederholen, bis die ersten Zuschauer klatschen. Sie haben verstanden, daß Hüsch französische Anweisungen der Bahn AG zitiert, die um spätere Klobenutzung bittet.

Noch etwas haben Schallplatten mit Hanns Dieter Hüschs Programm Meine Geschichten gemein. Je schneller man sie vorspielt, desto fetziger klingen sie. Die Komik des Niederrheiners lebt vom Wettlauf der Sätze, von verschluckten Silben und wiederholten Worten. In dreißig Sekunden rasselt Hüsch Telefongespräche herunter, für die die Telekom zweistellige Summen kassieren würde – und die im Originaltempo eine Gähnnummer wären. Gehaspelt wirken sie jedoch komisch. Weder Vornamen, noch streunende Hunde oder Lachsschnittchen sind zu alltäglich, um von dem Kabarrettisten zu einer Geschichte geschnürt zu werden.

Bei all dem bleibt Hüsch herzig. Er mag seine Frau, deren Marotten den Großteil der Pointen speisen. Er mag auch den Kellner, der „ein verschrumpeltes Radieschen neben das Steak plaziert“. Kaufhäuser mag Hüsch nicht, aber dieser mehrstöckige Makel der Welt versinkt in allgemeiner Zufriedenheit.

Eine Sofalehne im Rücken und zwei Stücke Schwarzwälder Kirsch auf dem Tisch, und der Kabarrettist wäre der Prototyp eines Märchenonkels. Was er erzählt, hat besonders für Paare Wiedererkennungswert. Ein Szenenwechsel von der Bühne aufs Sofa kommt trotzdem nicht in Frage. Mit dem Mund voll Kuchen könnte Hüsch nicht mehr so schnell schwatzen.

Judith Weber

Noch bis zum 17. Mai, jeweils 20 Uhr, Alma Hoppes Lustspielhaus