Einer pro Stunde

■ Notfallambulanz wartet auf Patienten

Als vor fast drei Wochen die Notfallambulanz im Hafenkrankenhaus in St. Pauli wiedereröffnet wurde, sorgten sich die Beschäftigten, ob überhaupt PatientInnen kommen würden. Diese Befürchtung hat sich jetzt bestätigt.

In den ersten 18 Tagen sind am Zirkusweg nur 363 Kranke behandelt worden. Manchmal kamen 30, oft aber nur 20 Behandlugsbedürftige pro Tag in die Ambulanz; viele davon waren psychiatrische PatientInnen. An diesem Trend haben auch der Hafengeburtstag am vergangenen Wochenende mit immerhin 1,7 Millionen BesucherInnen und der sonst in der Notfallversorgung sehr gefürchtete Vatertag nichts geändert. Rund 30 Schwestern, Pfleger und ÄrztInnen harren in den Räumen aus. Viel von ihnen gehören zm alten Stamm der Hafenkrankenhausmitarbeiter.

Wie lange sich die Ambulanz am Standort Hafenkrankenhaus noch halten kann, ist allerdings nicht nur aufgrund des mangelnden Andrangs fraglich. Die Finanzierung stand von Anfang an auf tönernen Füßen. Bei der Entscheidung für die Wiedereröffnung sprachen der Senat, die Kassen und die Kassenärztliche Vereinigung behelfsmäßig von einer gemeinsamen Finanzierung.

Tatsächlich aber gibt es zur Zeit nicht einmal einen Termin für Verhandlungen über die Kosten. Die Kosten werden auf eine Million Mark im Jahr geschätzt.

Der Krankenkassenverband VdAK hält die Ambulanz ohnehin für überflüssig. Mehr als fünf Mark pro Patient will der Verband keinesfalls zuschießen. „Falsche politische Entscheidungen können und müssen auch korrigiert werden, wenn Wahlen vor der Tür stehen“, sagte VdAK-Chef Klaus Gollert gestern gegenüber der taz.

Die Wiedereröffnung der Ambulanz ist aus Sicht der ehemaligen BesetzerInnen der Station D der erste Schritt gewesen auf dem langen Weg zu einer medizinischen Versorgung im Hafenkrankenhaus; die Klinik war im Februar geschlossen worden. Bei der Wiedereröffnung der Ambulanz hatten die UnterstützerInnen kritisiert, daß es keine Intensiv- und Beobachtungsbetten gebe, den Betrieb der von ihnen so getauften „Pflasterambulanz“aber hatten sie nicht weiter blockiert.

lian