Feldbesetzung gescheitert

■ Monsanto säte in Schmarrie (Niedersachsen) Genrüben aus

Zu Tode betrübte FeldbesetzerInnen und ein himmelhochjauchzendes Team des kanadischem Chemie-Multis Monsanto: Diese Szenerie spielte sich gestern auf dem bislang besetzten Versuchsfeld im niedersächsischen Schmarrie ab. Über fünf Wochen hatten fast 50 AktivistInnen den Acker zwischen Hameln und Hannover besetzt gehalten. Doch gestern war jeder Widerstand zwecklos: Mit massivem Polizeischutz setzte die Firma Monsanto ihre Saataktion durch. Drei Stunden später waren die genmanipulierten Samen im Boden und die BesetzerInnen konnten nur entsetzt vom mit Zäunen abgeriegelten Terrain aus zuschauen.

Damit ist nach Monsanto-Angaben das letzte Versuchsfeld des kanadischen Chemie-Multis bestellt worden. „Ganz schön Scheiße“, sagt ein Besetzer, der von Anfang an friedlich gegen die gentechnisch gegen das Herbizid „round up“resistent gemachten Zuckerrüben protestiert hatte.

Am vergangen Freitag hatten die BesetzerInnen noch gehofft, den Mächtigen aus Kanada ein Schnippchen zu schlagen. Denn als Monsanto-Projektleiter Andreas Tierfelder da mit seinen Mitarbeitern und einer Saatmaschine anrückte, wurde er von singenden BesetzerInnen eingekesselt. Als es zu regnen anfing, brach Monsanto den Saatversuch schließlich ab. „Wir haben wirklich gedacht, daß wir es noch schaffen“, sagt dazu ein enttäuschter Feldbesetzer.

Doch die Gruppe hatte sich zu früh gefreut: Monsanto ließ nach BesetzerInnen-Angaben das Gelände am Montag mit einem Zaun abriegeln, von 20 Polizisten umstellen und ließ Mannschaftswagen mit behelmten PolizistInnen im Hinterhalt postieren: Wer das Feld betreten hätte, hätte von der Polizei einen Platzverweis bekommen. Die Polizei hätte die Saataktion unterstützt, „weil wir Monsanto als Pächter der Fläche rein zivilrechtlich helfen mußten“, sagt dazu der zuständige Polizeisprecher Uwe Steding.

Unklar ist bislang noch, was sich in der Nacht zum Sonntag auf dem Feld abgespielt haben mag. Von „totaler Verwüstung“, hatte Monsanto der Presse gegenüber berichtet, von verteiltem Stroh auf dem Feld und gegrabenen Löchern im Ackerboden. Doch die BesetzerInnen dementieren das: Das Stroh sei durch eine „Windhose“aufs Feld geweht, die Löcher müßten wohl „Wasserratten“gegraben haben. Monsanto gab der taz dazu keine Stellungnahme. Laut Polizei hätte die Firma aber noch keinen Strafantrag wegen „Sachbeschädigung“gestellt. Die BesetzerInnen wollen erstmal abwarten und noch in dieser Woche entscheiden, wann sie das Widerstandscamp abbauen: „Das brauchen wir ja nicht mehr“, sagt ein enttäuschter Besetzer. kat