Unterm Strich

Kunstversteigerungen erwecken bisweilen den Anschein, als käme es insbesondere darauf an, die Vitalität der „artworld“, wie es der Philosoph Arthur C. Danto genannt hat, zu bekräftigen. Der Besitzwechsel der Werke als Beschreibung des Betriebs als Füllhorn. In diesem Sinne gilt es, ein Rekordergebnis des Auktionshauses Christie's in New York zu vermelden. Der Nachlaß des Wall-Street-Magnaten John Langeloth Loeb und seiner Frau Frances Lehman Loeb erbrachte einen Gesamterlös von 92,794 Millionen Dollar. Niemals zuvor erreichte die Impressionisten-Kollektion eines Privatsammlers bei Christie's ein so hohes Ergebnis. Die Loebs, die im vergangenen Jahr in hohem Alter gestorben waren, hatten viele bedeutende Werke hinterlassen. Das Cézanne-Gemälde „Madame Cézanne au fauteuil jaune“, eines von vier Porträts seiner Frau, brachte mehr als 23 Millionen Dollar. Die Loebs hatten es 1956 für 125.000 Dollar gekauft. „Manet a la palette“, eines der bedeutendsten Selbstporträts des 19.Jahrhunderts, wurde für 18,7 Millionen Dollar beträchtlich über der Christie's-Schätzung von 15 Millionen Dollar verkauft. Die Loebs hatten es 1958 für 176.800 Dollar erworben. „Danseuse assise aux bas roses“, ein Bild von Henri de Toulouse-Lautrec aus dem Jahr 1890, brachte einen Preis von 14,5 Millionen Dollar. Für 12,6 Millionen Dollar ging Cézannes „Les toits de L'Estaque“ (1883–1885) an einen amerikanischen Privatsammler.

Wie bringt man die Menschenmassen 1999 nach Weimar, wenn es dort kulturhauptstädtisch zugehen wird? Ist ja auch eine Frage des Stils, schließlich hat die Klassikstadt einen Ruf zu verlieren. Weimar hat viel Kultur, aber wenig Geld. Kulturstadt- Chef Kauffmann, der auch Vorsitzender des Kulturrates der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover ist, will dafür das Angebot des Expo-Tourismus-Stabes annehmen, dessen Vertriebsnetz mit zu nutzen. „Seit einem halben Jahr kümmern wir uns mit Wissen der Staatskanzlei um die Umsetzung des Tourismus-Marketing, nur um am Ende wie eine Oma die Treppe heruntergeschmissen zu werden“, beklagt er. Das deutet auf handfeste Kabale hinter den Kulissen hin. Wirtschaftsminister Schuster (CDU) will die Vermarktung nach eigenen Spielregeln in die Hand nehmen. Andere möchten den Titel Kulturhauptstadt wieder ganz loswerden.