Bei jedem Rausch ist GMG dabei

Bierproduzent Guinness und Spirituosenhersteller GrandMet werden der größte Schnapskonzern weltweit. 2.000 Arbeitsplätze fallen weg. EU-Kommission muß Fusion absegnen  ■ Aus Dublin Ralf Sotscheck

Es ist die größte Fusion in der britischen Geschichte: Guinness und Grand Metropolitan haben bekanntgegeben, daß sie sich zu dem neuen Unternehmen GMG Brands zusammenschließen – ein Unternehmen der Superlative: GMG Brands mit einem Börsenwert von umgerechnet fast 60 Milliarden Mark ist die größte Schnapsfirma der Welt und der siebtgrößte Lebensmittelkonzern.

Fast 250 Jahre nach der Gründung der Guinness-Brauerei verschwindet nun der Name des Unternehmens aus dem Handelsregister. Neben dem berühmten schwarzen Bier bringt Guinness die Whiskymarken Johnnie Walker und Bell's sowie Gordon's Gin in die Ehe, Grand Metropolitan steuert unter anderem Smirnoff Wodka, Bailey's und die Fleischklöpschenkette Burger King bei. Damit hat das neue Unternehmen fast die Hälfte des weltweiten Scotch-Whisky-Marktes unter Kontrolle, bei Wodka und Gin ist es gut ein Drittel. GMG Brands erwartet einen Umsatz von umgerechnet rund 36 Milliarden Mark und einen Gewinn von mehr als sechs Milliarden Mark.

Der Deal sieht vor, daß die Aktionäre von Grand Metropolitan 52,7 Prozent der GMG-Anteile bekommen. Die Aktionäre beider Unternehmen erhalten eine Sonderdividende von mindestens 60 Pence pro Aktie. Nach Bekanntgabe der Fusion stieg am Montag der Aktienwert beider Unternehmen. Die Fusion bringt mit Sicherheit Bewegung in den Spirituosenmarkt, der in den vergangenen Jahren unter sinkendem Umsatz, Dumpingpreisen und Überkapazitäten litt. Vor zehn Jahren hatte Guinness bereits versucht, seine Position mit der Übernahme von United Distillers zu stärken. Weil es dabei zu illegalen Aktienschiebereien kam, mußte der damalige Guinness-Vorstandschef Ernest Saunders ins Gefängnis.

Diesmal geht jedoch alles mit rechten Dingen zu. „Das ist ein Gewinner“, sagte Grand Metropolitans Vorsitzender George Bull. „Die Größe ist enorm wichtig, wenn man heutzutage auf den Weltmärkten konkurrenzfähig sein will.“ Während man sich in den oberen Etagen freut, geht bei den Angestellten die Angst um: 2.000 Jobs fallen weg, insgesamt sind bei den beiden Unternehmen 85.000 Leute beschäftigt.

Eine Hürde muß GMG Brands noch nehmen: Die Europäische Kommission muß ihr Plazet geben. Bei Fusionen, bei denen der Gesamtumsatz fünf Milliarden Ecu übersteigt und weniger als zwei Drittel davon in nur einem EU- Land erzielt werden, ist Brüssel zuständig. Wegen der Bedeutung der Fusion für den britischen Markt wird die Labour-Regierung eventuell darauf bestehen, an der Entscheidung beteiligt zu werden.