Bernstein-Zimmer verhaftet

■ Mosaik aus Bernstein-Zimmer bei Bremer Notar beschlagnahmt

Der Sensationsfund des Jahres hat am Dienstag in Bremen stattgefunden: Potsdamer und Bremer Kripo-BeamtInnen haben beim Notar Manhard Kaiser in der Sögestraße einen Teil des legendären und seit dem Zweiten Weltkrieg verschollenen Bernstein-Zimmers beschlagnahmt. Ein 55x70,5 Zentimeter großes Steinmosaik wurde nach Potsdam gebracht und von deutschen und Petersburger Experten begutachtet. Resultat: Das Mosaik ist echt. Eine endgültige Expertise stehe noch aus, so die Potsdamer Polizei. Die kann sie sich sparen, wenn man dem Bremer Notar glauben kann. „Ich habe das Bild von drei Sachverständigen prüfen lassen“, sagte Kaiser gestern zur taz. Und die hätten alle die Echtheit bescheinigt. Er sei nun aufgebracht, weil die Polizei das Bild unrechtmäßig abgeholt habe. Die Beamten hätten behauptet, das Mosaik sei eine Fälschung, ein Verkauf Betrug. Heute vormittag wollen sich Polizei und die zuständige Berliner Staatsanwaltschaft näher äußern.

„Ich habe das Bild für einen Mandanten aufbewahrt“, sagte Kaiser gestern. In dessen Besitz sei es seit über zehn Jahren, vor zwei Jahren habe der Mandant das Bild beim Notar deponiert. Der habe den Auftrag erhalten, als verdeckter Verkäufer auf dem Markt aufzutreten und das Mosaik loszuschlagen. Bei einer Begutachtung am Dienstag stand dann die Kripo im Raum. Die Beamten hätten sich als „Scheinkäufer“ausgegeben und dann zugeschlagen. Notar Kaiser ist sich seiner Sache sicher: „Ich befürchte nichts. Ich werde höchstens noch als Zeuge vernommen.“

In den letzten sechs bis acht Wochen seien zunehmend Gerüchte durch die Republik geschwirrt, eine Spur zum Bernsteinzimmer führe nach Bremen, erzählte gestern der Bremer Hochschullehrer Wolfgang Eichwede, der in Sachen Beutekunst mehrfach in Rußland unterwegs war. Hintergrund der Gerüchte: Ende vergangenen Jahres war das Gemälde „Ansicht eines Hafens“von Caspar David Friedrich aus dem Schloß Charlottenhof gestohlen worden. Bei der Festnahme eines mutmaßlichen Täters sei die Polizei auf eine Spur zum Bernstein-Zimmer gestoßen. Das Mosaik, so die Potsdamer Polizei in einer Erklärung, sei in Berlin zum Kauf angeboten worden.

Das Zimmer war 1941 von deutschen Soldaten in Zarskoje Zelo bei Sankt Petersburg abgebaut und in das Königsberger Schloß transportiert worden. Mit dem Rückzug der deutschen Truppen 1944 verliert sich die Spur.

kat/J.G./dpa