■ Querspalte
: Schlechte Luft, gute Idee

Halten Sie an dieser Stelle vielleicht einmal inne, werte/r Leser/in, lehnen Sie sich entspannt zurück, holen Sie tief Luft, und erkennen Sie sodann, wie wenig Sie davon haben! Vermutlich sitzen Sie in Ihrer verrauchten Küche, liegen vielleicht auch noch – wie ich – im Bette, in Ihrem morgenmiefligen Schlafzimmer, oder stehen gerade in der übervollen U-Bahn, während Sie diese Zeilen lesen, auf dem Weg in Ihr muffliges Büro, in dem Sie die Fenster nicht öffnen können, weil die Frischluft allein durch die Autoabgase in hohem Maße toxisch ist. Kurzatmigkeit, Lungenrasseln, Atemnot – im Gegensatz zu früher kann man heute immer öfter den Menschen zusehen beim Atmen. Wie Fische an Land benehmen sich viele, weil zu viel Dreck in der Luft ist und zu wenig Sauerstoff. Letzterer aber bildet die Grundlage allen höheren Lebens.

Und die wird in Kalifornien neuerdings ausgeschenkt. In Sauerstoffbars. Schon für 17 Dollar kann man da 20 Minuten lang abstressen, die Nerven vom höllischen Alltag in L.A. beruhigen und sich in aller Ruhe das wichtige Ozwei einpfeifen. Hirn- und Muskelfutter satt! 70 Dollar muß man hinlegen, will man sein Antlitz mit reiner Atemluft verwöhnen, 120 Dollar für die Ganzkörperbehandlung.

Ist das nicht gleichsam oxygenial? Genau was Bundespräsident Herzog gesagt hat! Weg mit dem Pessimismus, her mit den Ideen. Aber wer setzt es wieder um? Ein Kanadier in den USA. Typisch. Dabei hätten wir selbst drauf kommen können. Denn einmal sind Sauerstofftherapien in der Medizin ja ein alter Hut, zum anderen aber trugen die Stars aus Gründen der Leistungssteigerung schon bei der letzten Fußball-WM Nasenpflästerchen.

Stellen Sie sich doch mal vor, überall würden hier statt Coffee- nun Oxy-Shops und O2-Bars aus dem Boden sprießen, später dann die kleineren Anlagen fürs Auto, den Zug, den Arbeitsplatz und für zu Hause. Eine „zukunftsfähige“ Innovation. Und wo Innovation ist, wächst die Investition auch. Denn daß die Luft hierzulande immer schlechter wird, darauf kann man vertrauen. Philippe André