Spur zum Bernsteinzimmer

■ Polizei beschlagnahmt Mosaik aus St. Petersburg bei einem Bremer Notar

Potsdam (dpa) – Zum erstenmal seit dem Zweiten Weltkrieg ist ein Kunstwerk aus dem legendären russischen Bernsteinzimmer wiederaufgetaucht. Kriminalbeamte haben bei einem Notar in Bremen ein 55 mal 70,5 Zentimeter großes, nur geringfügig beschädigtes Steinmosaik beschlagnahmt, berichtete die Potsdamer Polizei gestern. Erste Prüfungen durch Sachverständige aus Potsdam und St. Petersburg hätten keine Zweifel an der Echtheit des Stückes ergeben.

Das jetzt sichergestellte Mosaik zeige zwei Paare in einer Gartenlandschaft. Es gehört den Angaben zufolge zu insgesamt vier Mosaikbildern, die 1755 in das Petersburger Bernsteinzimmer eingefügt worden waren. Hinweise auf die mögliche Existenz des Bildes habe die Potsdamer Polizei bereits Ende vergangenen Jahres bei Ermittlungen zum Diebstahl des Gemäldes „Ansicht eines Hafens“ aus dem Schloß Charlottenhof in Sanssouci erhalten. Nach Festnahme der Diebe und Sicherstellung des Bildes seien die Ermittlungen auf das Bernsteinzimmer konzentriert worden.

Das Bernsteinzimmer war ein Geschenk des preußischen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. für den russischen Zaren Peter den Großen. Der Kunstschatz entstand zwischen 1701 und 1711 beim dänischen Meister Gottfried Wolffram. 1717 wurde das Bernsteinzimmer, in 18 Kisten verpackt, vom Berliner Stadtschloß nach Petersburg transportiert. 1755 wurde der Schatz nach Zarskoje Selo bei Petersburg gebracht, wo er in fünfjähriger Arbeit mit Rokokoteilen, darunter vier Steinmosaiken, ergänzt wurde. 1941 bauten sieben deutsche Soldaten das Getäfel ab und brachten die einzelnen Teile in das Königsberger Schloß. Dort verliert sich 1944 mit dem Rückzug der deutschen Wehrmacht aus Ostpreußen die Spur.

Der ungeklärte Verbleib hat vielerlei Nachforschungen und Spekulationen ausgelöst. Unter anderem fahndeten der sowjetische Geheimdienst KGB und die DDR-Staatssicherheit nach dem Kunstschatz.