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Label für Gentechnikfreies

■ BUND kritisiert die heute in Kraft tretende Novel-Food-Verordnung

Berlin/Bonn/Brüssel (taz/dpa/ rtr) – „Gravierende Unklarheiten“ bei der Kennzeichnung genmanipulierter Lebensmittel kritisieren Umweltschützer angesichts der heute in Kraft tretenden europäische Novel-Food-Verordnung. „Die wichtigen Dinge sind nicht entschieden: Weder ist im Detail klar, welche Produkte gekennzeichnet werden müssen, noch wie die Kennzeichnung aussehen soll“, sagt Jens Katzek vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Weil die Kennzeichnungspflicht so lückenhaft sei, werde derzeit an einem „Positiv-Label“ für gentechnikfreie Ware gearbeitet, sagt Katzek. Auch Läden wie Reformhäuser oder Naturkosthändler, die auf solche Lebensmittel verzichten, sollten ein Label erhalten.

Katzek begrüßte eine Sonderverordnung, die von der EU-Kommission vorbereitet wird. Darin soll die Kennzeichnung von Produkten mit Gen-Soja und Gen- Mais geregelt werden, die bereits vor Inkrafttreten der Novel-Food- Verordnung genehmigt wurden und damit nicht mehr kennzeichnungspflichtig wären. Die Sonderverordnung sieht zum Teil strengere Regelungen vor als die Novel- Food-Verordnung. So müßten dann auch Schokolade markiert werden, die den aus genmanipulierter Soja hergestellten Zusatzstoff Lecithin enthält – anders als bisher vorgesehen. Großer Widerstand der Industrie ist nicht zu erwarten: Gegenüber der taz bestätigte ein Monsanto-Sprecher, daß der Konzern nicht gegen die Sonderverordnungen angehen werde. Offenbar fürchtet das Unternehmen Aktionen von Umweltschützern, wenn ihre schon genehmigte Soja die Ausnahme von der Kennzeichnung bildet. Schließlich sind nach Umfragen 60 Prozent der EU-Bürger gegen genmanipuliertes Essen.

Auf Druck der Bevölkerung haben Österreich und Luxemburg die Einfuhr des Gen-Mais von Novartis ohnehin verboten, obwohl sie damit vermutlich EU-Recht verletzten. Italien und Frankreich wiederum erlauben keinen Anbau von veränderten Pflanzen. urb

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