Das letzte Klappern vor dem tiefen Fall?

■ Noch ein Verein vorm finanziellen Aus: Altona 93 kündigt Regionalliga-Rückzug an

Steht der Altonaer Fußball-Club 93 vor seiner größten Krise seit den frühen Achtzigern, als der AFC in der Landesliga kickte? Am Montag abend beschloß das Präsidium des Regionalliga-15., in der neuen Serie nicht mehr für die dritte Liga zu melden, und zwar unabhängig von einer etwaigen sportlichen Qualifikation. „Wir hatten alle Tränen in den Augen“, berichtet Geschäftsführer Volker Kuntze-Braack, „aber wir mußten sagen: bis hierhin und nicht weiter.“

Nach dem Absprung einiger Sponsoren fehlen rund 250.000 Mark für den Regionalliga-Etat. Zudem schlägt die im vorigen Jahr beschlossene, rückwirkende Erhöhung der Versicherungsprämien durch die Berufsgenossenschaft mit etwa 90.000 Mark ins Altonaer Kontor. Der Verein sieht sich deshalb nicht mehr in der Lage, den Spielbetrieb in der dritthöchsten Klasse zu finanzieren. Zusätzlich erklärte das Präsidium, auch nicht für die darunterliegende Oberliga melden zu wollen – ähnlich teuer. „Wir wollen den Verein schuldenfrei halten“, verkündet Kuntze-Braack die Maxime des Vorstands.

Da aufgrund der Statuten des Hamburger Fußball-Verbands ein Verein nicht mehr als eine Liga nach unten überspringen darf, müßte der Club nun den Platz seiner eigenen Reservemannschaft einnehmen, die gerade die (sechstklassige) Landesliga mit einem elften Platz abschloß.

Nur falls die wichtigsten Spieler zu halbierten Bezügen an der Griegstraße weiter kicken würden, sei die Oberliga eventuell vorstellbar. Wie es weitergeht, entscheidet sich wohl endgültig nach dem letzten Saisonspiel bei Delmenhorst am 25. Mai. Vor dem letzten Spieltag steht der AFC auf Rang 15. Wegen der unklaren – ausnahmsweise – rein sportlichen Situation der abstiegsgefährdeten norddeutschen Zweitligisten Lübeck und Oldenburg ist jedoch nicht sicher, ob der viertletzte Tabellenplatz am Ende sportlich zum Regionalliga-Klassenerhalt reichen würde.

Die Mannschaft jedenfalls, so Stürmer Oliver Wolf, will „erst einmal die nächsten zwei Wochen abwarten“. Auch Trainer Andreas Klobedanz macht sein weiteres Engagement von der Zusammenstellung einer konkurrenzfähigen Mannschaft abhängig.

Der auch vor den Rückzügen der Förderer finanziell nicht gerade auf Rosen gebettete AFC überraschte in der Winterpause, als er dank zusätzlicher Sponsorengelder seinen Kader mit den renommierten Spielern Bernd Bressem (SC Concordia) und Lutz Schwerinski (VfB Lübeck) verstärkte. „Der Vorstand hatte uns damals ein Signal gegeben, daß die Klasse unbedingt gehalten werden sollte“, meint Klobedanz, für den die Rückzugs-Entscheidung „völlig überraschend“kam.

„Wenn es einen Hoffnungsschimmer gibt, werden wir sofort prüfen“, ist AFC-Geschäftsführer Kuntze-Braack bemüht, doch noch Finanziers aufzutreiben. Ein letzter Hilferuf an die in der Amateurkicker-Szene immer rarer gesäten Gönner? Bis zum 12. Juni haben die Altonaer Zeit. Dann ist Meldeschluß beim Norddeutschen Fußball-Verband. Aber wahrscheinlich hat der AFC nichts mehr zu melden. Folke Havekost