■ Pauli-Chronik: Von vier auf zwei
In kritischer Zuneigung hat die taz den „etwas anderen“ Club im Fußballjahr 94/95 beobachtet:
11. Juni 1994: Getragen von 10000facher Fanliebe verliert das Team von Seppo Eichkorn in Wolfsburg 4:1. Das bedeutet Platz vier.
Sommer 1994: Dom am Millerntor. Auf dem Spielerkarussell Sawitchew, Schubert für Marin, Hjelm. Ebenfalls neu: Altostkeeper René Müller, Hanke, Schweißing, wieder da: Trulsen.
Und: Manager Wähling boxt Trainer Eichkorn raus. Uli Maslo, zuvor Bahrains Nationaltrainer, ist der Neue im Ring. Seine Vierer-Abwehrkette ist drei Wochen später nur noch „Verliererkette“. Dieter Schlindwein darf wieder an des Gegners Schienbein.
20. August: Saisonstart. St. Pauli begleicht die offene Rechnung mit dem VfL Wolfsburg durch ein 0:0.
29. August: Das 1:1 gegen den SV Waldheim ist „ein Schritt nach vorn“ (Maslo).
16. September: Ein Schritt nach vorn – da ist der Abgrund. 3:7 Punkte, Platz 14.
23. September: In D'dorf (0:1) darf Thomforde ran. Maslo, inspiriert: „Der Trend geht nach oben.“
26. Oktober: Spannendes 3:2 in Nürnberg. Mit Riesenschritten zur Tabellenspitze.
4. November: Die taz lüftet das Geheimnis des Erfolges: Torwart Thomforde ist „Super-Klaus“!
Winterpause: Uli „Der-Trend-geht-nach-oben“ Maslo kann es nicht fortnüchtern: „Wir sind stärkstes Team der Liga!“ Der dritte Rang unterm Weihnachtsbaum belegt das.
Kein Schritt nach vorn bei der ewigdiskutierten Stadion-Erweiterung.
Diskussion um Ersatzkeeper beendet: Frank Böse kommt endlich vom VfL 93. Aber ach! Der „Holler“ will nach K'lautern.
13. Januar: Eingesperrt und freigespielt – die Paulianer umkurven den HSV und gewinnen den Kieler Hallencup.
18. Februar: Wieder ganz mies gegen W'burg (1:1). Und erneut ist der Stadion-Ausbau beschlossen. Und eine abgefahrene Idee: taz-Sport (vorerst testweise) mit Zweitliga-Tabelle!! Pauli dort zweiter von oben.
24. Februar: Im Spitzenknaller auch Rostock niedergedaddelt. Ein Schreckgespenst geht um, haucht eisig „erste Liga“.
3. März: In Mannheim hat die schöne Serie (24:6 Punkte, keine Niederlage) ein Ende.
19. März: Reicht das Kickerkapital doch nur für die Souterrainmiete? Beim Tabellenfüller Leipzig 0:2. Immerhin: taz-Sport entschließt sich zur (ständig aktualisierten!) Zweitligatabelle. Paulis Platz: Vier.
2. April: Auf und nieder immer wieder. 2:1 gegen D'dorf, 2:3 beim Chemnitzer FC.
17. April: Die taz-Tabelle läßt wundern. Die Kurzhosen vom Kiez drängen über zweimal 0:0 auf Platz Drei. So soll's weitergehen...
22. April: ...z.B mit Hannover (1:1)...
1. Mai: ...oder N'berg (dto.)...
7. Mai: ...Hertha (dto.)...
14. Mai: Erstligamäßig beruhigender vierter Rang.
20. Mai: ...und Mainz 05 (dto.). Zauberei: Platz Drei!
26. Mai: 5:0 über Zwickau und Platz zwei bemüßigen zu Personalfragen: Bleibt Leo??
11. Juni: Kellerfundament FSV Frankfurt hat für Pauli ein offenes Tor: Zwischen 8000 beseligten Pauliasten entfrecht sich nur Käptn Pröpper der schüchternen Nüchternheit, auf das noch fehlende Pünktchen hinzuweisen.
18. Juni: Das Gespenst behielt recht – Wiederaufersteigung: Der zweitstärkste Sturm der Liga (!) trifft zum 5:0 gegen Homburg, Pauli steht unangefochten auf Platz 2. Verfrüht jubelnde „Fans“ provozieren einen Spielabbruch: Trotzdem Aufstieg. Stefan Kreft
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