Lokalkoloratur

Wir tazler sind uns ziemlich sicher. Bei dem hier abgebildeten Tier handelt es sich um kein gemeines. Eher um ein nettes. Um einen netten Stör (sturio sympaticus). Wer den fängt, bekommt gar nichts. Wer aber einen seiner hinterhältigen Artgenossen in seinem Netz findet – was am ehesten Fischern passieren wird – kann 10 000 Mark kassieren. Die Fischer in Nord- und Ostsee sollen künftig ganz gehörig aufpassen. Die „Gesellschaft zur Rettung des Störs“ hat besagte Prämie ausgelobt. Gesucht wird aber nicht irgendeine der über 20 Störarten, sondern lebende Exemplare des äußerst seltenen „Gemeinen Störs“ (acipenser sturio). Die Kaviarlieferanten gelten in Deutschland als längst ausgestorben – weshalb unser Foto auch nicht aus dem Wasser, sondern dem Archiv stammt. „Schuld ist eindeutig die Massenfischerei“, erklärt der Biologieprofessor Harald Rosenthal vom Kieler Institut für Meereskunde. Vor hundert Jahren seien allein in der Elbe noch über 3 000 Exemplare pro Jahr gefangen worden. Trotzdem taucht auch heute manchmal einer der bis zu 2,50 Meter langen Fische auf. Erst in der vergangenen Woche gingen in der Elbe bei Geesthacht ein 1,20 Meter und ein 50 Zentimeter großes Exemplar ins Netz. Eine Gen-Untersuchung müsse nun zeigen, ob es sich um die begehrte Art oder um „vagabundierende Bastarde“ (sturio falsus) handle, so der Fischforscher. Der letzte echt große Stör wurde 1993 vor Helgoland gefangen – und anschließend auf einer Party in der Kantine des Bundesinnenministeriums verspeist. oet