Shoppen im Museum

■ Eine neue Assoziation will Kunst und Kommerz nach US-Vorbild verbinden

Bei der vorläufigen Wiedereröffnung des Bremer Focke-Museums im Juni werden manche BesucherInnen gleich am Eingang große Augen machen. Denn für die Sonderausstellung mit einer europäischen Gebrauchskunst-Auswahl des Designers Philippe Starck soll erstmals im neuen Museumsshop die Kasse klingeln. Vitrinen mit wertvollen Unikaten sowie „Wühltische“für das Niedrigpreis-Angebot kündigt Museumsleiter Jörn Christiansen an. Mitverantwortlich für diesen Trend zum Shopping ist die Museumsshop Associaton (MA) Europe, die unter Mitwirkung Christiansens gestern in der Hansestadt gegründet wurde.

Fünfzehn MuseumsleiterInnen, GaleristInnen oder VerbandsvertreterInnen aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien oder den Niederlanden nahmen an der Gründungsveranstaltung im Focke-Museum teil. Aus Bremen ist neben dem Focke-Museum auch die Kunsthalle vertreten. Doch die Zahl der InteressentInnen ist weit größer. Wie Claire-Kiyoko Klindt von der initiativen Agentur „white balance“mit Sitz an der Schlachte weiß, liegen bereits jetzt fast 100 weitere Anträge auf Mitgliedschaft vor. Selbst Klindt ist von dieser Resonanz überrascht.

Nach amerikanischem Vorbild wollen Klindt, Christiansen und Co wenigstens die Foyers der Musentempel in Marktplätze verwandeln. Wie in den USA, wo die Museen durch Netzwerke miteinander verbunden sind, will die MA Europe den Handel untereinander abstimmen. Der Münchener Nam-June-Paik-Katalog wäre dann auch in der Bremer Kunsthalle zu haben und das Stück Kunsthandwerk aus dem Focke-Museum würde auch in Rotterdam angeboten. Das Ziel: Gewinne, die in Ausstellungen investiert werden können.

„In der Anfangsphase ist die Assoziation ein Forum zum Gedankenaustausch“, weiß Claire Klindt. Noch wird dabei vor allem deutsch gesprochen. Doch das soll sich bald ändern. „Wir wollen uns in jedem europäischen Land durch Ansprechpartner vertreten lassen“, sagt sie und spricht von Satelliten. Daß die ausgerechnet um Bremen kreisen, ist Zufall und beschert der Stadt demnächst einige Übernachtungsgäste mehr. Rund 250 TeilnehmerInnen erwartet Klindt zu den Internationalen Museumstagen am 14. und 15. Juni in den Messehallen. Eine größere Museumsmesse soll im März 1998 folgen. ck