Aus aktuellem Anlaß im Querformat: Die Gurke des Tages

Ein heiter-polemisches Gedicht von Wiglaf Droste über Joseph Kardinal Ratzinger – allseits bekannt für seine Reformunwilligkeit in Sachen Zölibat und Zulassung von Frauen zum Priesteramt – sorgte in der Nacht zum Freitag überraschend für technische Probleme beim Westdeutschen Rundfunk.

Während eines Auftritts in der Live-Sendung „Mitternachtsspitzen“ hatte sich Wiglaf Droste entschlossen, seine Ratzinger-Reime („Du willst sein wie Jesus Christus? – Nimm den Hammer, und dann bist du's!“) trotz aller Bedenken und Anweisungen der „Mitternachtsspitzen“-Redaktion vorzutragen. Potentiellen Beschwerdeführern legte er in einer Vorrede nahe, sich nicht an den Westdeutschen Rundfunk zu wenden, sondern ausschließlich ihn für mögliche verletzte Empfindungen verantwortlich zu machen. So blieb der Sendeleitung genug Zeit, die Regler im Übertragungswagen bis zum Anschlag herunterzudrehen: Die nächsten zweieinhalb Minuten konnten nur Fernsehzuschauer mit Lippenlesefähigkeiten verfolgen.

taz-Leser dagegen durften den Text „Ratzinger will Jesus werden“ bereits studieren. Das vierstrophige Werk stand samt Grußformel am 12. November letzten Jahres auf der taz-Meinungsseite unter dem Titel „Querspalte“. Beim WDR hieß die Rubrik „Tonstörung“.