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■ Press-SchlagKlinsmann: Geld oder Leben? Und!

Zuletzt war er bei den Bayern gedemütigt worden, daß die Reklametonnen barsten. Ein Amateur war gekommen für die Torschußlegende mit 96 Nationalhymnen und Kapitän der deutschen Nationalmannschaft! Er, der nette Klinsi, der wehendhaarige Sonnyboy, der Schwarm aller Frauen! Unfaßbar!

„Die Tortur“ (Klinsmann) mit diesem Monster Trapattoni werde beendet. Das stand seit dem Winter fest. Gestern meldete er Sampdoria Genua als neuen, vielleicht letzten Club. Alle staunen: Genua ist als derzeitiger Sechster gehobenes Mittelmaß und in Italien (bei Inter) war er schon.

Aber die Entscheidung paßt zum schwäbischen Cleverle. Aus ihm ist nie jemand endgültig schlau geworden. Er inszeniert seine einst torreichen Auftritte genauso gut, wie er bei Fehlschuß- Tragödien weint. Gleichzeitig wird er von Bild mit Spott attackiert, weil er nicht kooperiert wie willfähigere Ballbeweger. Münchens Platzhirsch L. Matthäus neidet ihm jeden Erfolg und haßt ihn. Beides läßt uns Klinsmann mögen.

Das ist das mindeste. Sein Sturmpartner bei Tottenham, Teddy Sheringham, nannte Cleansman einen, der immer „das Gefühl braucht, geliebt zu werden“. Er wolle in den Süden, hieß es, wegen des Flairs. Spanien war lange Favorit, weil Neuland. Aber bei den Großen sind Jüngere besser als er: bei Real Raul und Suker, bei Barcelona Ronaldo, Giovanni. Klinsmann ist 32. Nachher endet er wie Stoitchkow am Mittwoch mit fünf Minuten Spielzeit als Gnadenbrot.

Da ist Klasse 1b wie Genua sicherer. Auch „die finanzielle Seite stimmt“. Das paßt zu seinem Image als Blender mit dem Schwiegersohngehabe, seit er bei Tottenham wortbrüchig wurde und der Bayern-Millionen wegen 1995 das große Mißverständnis mit München startete. Geld oder Leben war für ihn nie die Frage. Er schaffte außer in München immer: reichlich Geld und Leben. Und ab und an noch ein Törchen. Ciao, Flippero. Bernd Müllender

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